Zeitzeugnisse

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Titel:

Kantonsschullehrer im Bild 1961

Thema: Leute

Ort: Trogen

Datum: --.--.1961

Standort: Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, KB-023316

Urheber/-in:

Beschreibung:

Eine Foto-Collage, angefertigt von Mitgliedern des Kantontonschulvereins Trogen (KVT), aus verschiedenen Archivaufnahmen und Passfotos.

Geschichte:

Die Kantonsschule Trogen war damals eine ländliche Internatsschule. 1961 zählte sie rund 400 Lernende aus verschiedenen Kantonen stammend,  darunter auch einige Auslandschweizer. Schüler mit Wohnsitz in Ausserrhoden waren damals noch in der Minderheit. Die Kantonsschule Trogen wurde damals auch oft von Schülern aus Gegenden gewählt, welche noch keine eigene regionale Maturitätsschule besassen (Rheintal, Glarus, Zürcher Oberland). Heute (2015) zählt die Schule doppelt so viele Lernende, die fast alle im Kanton wohnen.

Auffällig ist, dass nur eine einzige Lehrerin im Bild zu sehen ist, nämlich die selbe Person wie schon 30 Jahre früher (-> vgl. Zeitzeugnis „Kantonsschullehrer im Bild 1935“). Damals (und bis in die 1960er Jahre) durften Akademikerinnen mit Hochschulabschluss nur an Mädchenschulen unterrichten, und auch nur, solange sie unverheiratet waren. Einzige Ausnahme in Trogen war damals Frau Ella Amstein-Kürsteiner (s.u.). Feste Stellen für Frauen gab es sonst vor allem in den typischen „Frauenfächern“ wie Hauswirtschaft und Mädchenturnen. Die steigenden Schülerzahlen an Schweizer Gymnasien nach 1950 führten überall zum vorübergehenden Mangel an gewählten Hauptlehrern und daher oft zu Hilfslehrer-Teilpensen für Studenten, auch für Frauen. So erwähnt der Jahresbericht der Kantonsschule Trogen z.B. für das Schuljahr 1960/61: Frl. Madeleine Pletscher für Spanisch,  Frl. E.Hagmann für Englisch,  Frl.cand.phil. Marlis Widmer für Deutsch, Frl. cand.phil. Margrit Bernhard als Stellvertreterin für den beurlaubten W. Schläpfer.

Hans Georg Kasper, Trogen

Chronologie:

1804 Bau der Trogener Spinnereifabrik
1805 Inbetriebnahme der Spinnerei
1820 Errichtung des Privatinstituts im ehemaligen Arbeiterwohnhaus der aufgehobenen Spinnerei
1821 Beginn des ersten Schuljahres im Gebäude des „alten Konviktes“ mit 17 Schülern
ab 1845 Finanzierung durch den Kanton, Gymnasialabteilung zur Hochschulvorbereitung
1908 Maturaanerkennung durch die Eidg. Maturitätskommission
1931 Bau des Neuen Schulhauses („Rotes Schulhaus“)
1963 Einweihung des Annex-Gebäudes

Literatur:

Mitteilungen des Kantonsschulvereins Trogen. Hefte 1958 bis 2015. Archiv KBAR
Appenzellische Jahrbücher. Hefte 1960 bis 2011, http://retro.seals.ch/digbib/vollist?UID=ajb-001 (15.5.2015)

Zusatztexte:

Die einzelnen Lehrkräfte sind hier kurz charakterisiert (in alphabetischer Reihenfolge):

Altorfer Gustav (1926-2002), aus dem Kanton Zürich. Lehrerseminar Küsnacht ZH. Studium in Biologie und Sport. 1960  Lehrer für Turnen und Arithmetik als Nachfolger von Emil Knellwolf (der aber wegen steigender Schülerzahlen nach der Pensionierung weiterhin unterrichtete). Ab 1972 unterrichtete er vorwiegend Biologie. 1984 war er einer der Präsidenten des Kantonsgerichts.   1970-2001 Verwaltungsratspräsident der Skilift Trogen-Breitenebnet AG.  Pensioniert wurde er 1991.

Amstein-Kürsteiner Ella,  gest. 1968. Dr.phil. I und patentierte Sekundarlehrerin, war als verheiratete Frau ab 1959 nicht mehr voll berufstätig, übernahm jeweils wenn nötig Reststunden an der Unterstufe und war auch als kurzfristige Stellvertreterin ihrer männlichen Kollegen im Militärdienst sehr geschätzt.

Bänziger Hans (1917-2006), aus Romanshorn. Studium der Germanistik und Geschichte in Zürich. Ab 1943 Deutschlehrer in Trogen. Gleichzeitig Theaterkritiker am St.Galler Tagblatt und Lehrbeauftragter an der HSG. 1967 verliess er Trogen und wurde Professor für deutsche Literatur in Pennsylvania USA. Ab 1982 lebte er im Ruhestand in Romanshorn.

Bachmann Werner,  bis 1966 Handelslehrer an der Merkantilabteilung (sein Nachfolger wurde Fritz Elmer).  Seine Gattin unterrichtete Maschinenschreiben als Freifach. Er wohnt in Teufen.

Bodmer Adolf (1903-1980), aus Stein AR. Selber Gymnasiast in Trogen. Dipl. nat. ETH. Ab 1935 Lehrer für Geographie und Biologie. 1937-48 Prorektor. Ab 1948 Regierungsrat und Lehrer im Teilpensum, 1951 und 1956 Landammann.

Dulk Georges (1917-80), aus Wigoltingen TG, Matura in Frauenfeld, Sekundarlehrerpatent phil. II, Kunststudium in Frankreich, Sekundarlehrer in Kreuzlingen, 1956 Zeichenlehrer in Trogen (als Nachfolger von Otto Schmid). Als Maler schuf er zahlreiche Werke im Auftrag der Kantone AR und TG sowie von Grossbanken. Er starb noch vor der Pensionierung.

Ess Hans (geb.1921), aus dem Kanton Zürich. Spitzname „Pieps“ (wegen seiner hohen Stimme). 1947-88 Lehrer für Physik. Langjähriger Prorektor und Stundenplaner. Er hatte auch Musik studiert, spielte Violine, übernahm von Peter Juon die Leitung des Schulorchesters und vertonte die Festkantate zum 150 Jahr-Jubiläum der Schule 1971 (Text von Gerhard Falkner). Er lebt heute in Meilen am Zürichsee.

Heierli Hans (1927-2003), aus Buchs SG,  Matura in Trogen, Studium der Geologie an der ETH und an der Universität Zürich,  Mittelschullehrerpatent in Chemie und Geographie. 1958-84  Lehrer an der Kantonsschule Trogen (als Nachfolger von Hermann Eugster), anschliessend vollamtlicher Konservator des Naturmuseums St.Gallen bis zur Pensionierung 1993. Kenner der Geologie des Alpsteins; nach ihm ist auch eine Felsspitze am dortigen Geologischen Wanderweg benannt. Im Unterricht setzte er einen Schwerpunkt in Geologie.

Hess Werner (1923-2013), Luzerner. In der Jugend sehr sportlich (Wasser-Kunstspringer). Zuerst Primarlehrer, dann Mathematikstudium. 1952-87 Lehrer für Mathematik und Darstellende Geometrie. Er führte -- als einer der wenigen Lehrer -- nie eine der (damals einträglichen) Schülerpensionen und unterrichtete auch am Abendtechnikum in St.Gallen.

Hohl Jakob (1919-98). Evangelisches Lehrerseminar in Schiers GR. Studium in Zürich. 1955-85 Lehrer für Geographie und Turnen, sowie Deutsch an der Sekundarschule. Technischer Leiter und Eidg. Inspektor bei Jugend und Sport, Redaktor verschiedener Verbandszeitschriften. Lebte nach der Pensionierung in Zürich.

Kempter Lothar, aus Winterthur. Ab 1948 Lehrer für Deutsch und Philosophie, bis 1960 Konviktleiter. Er gründete auch einen Filmklub an der Schule. 1963 wurde er beurlaubt als Mitglied der Schweizer Offiziere in der UN-Waffenstillstandskommmission in Korea. 1964 kündigte er seine Stelle und verliess Trogen.

Knellwolf Emil (1890-1976), zum Zeitpunkt dieser Fotocollage bereits im Ruhestand, aber als Aushilfe im Turnunterricht immer noch gesucht. Seine Biographie befindet sich im Zeitzeugnis „Kantonsschullehrer im Bild 1933“.

Knöpfli Willy (1922-2013), Spitzname „Bouton“ (den er gar nicht schätzte), studierter Romanist,1960-87 Lehrer für Französisch und Italienisch (als Nachfolger von R.Winkler). Verbrachte nach der Pensionierung manche Jahre in seiner geliebten Toscana.

Kuhn Ernst (1920-2012), Spitzname "Boss", aus Speicher. Matura in Trogen. Studium der Mathematik und Physik an der ETH, 1947 Lehrer in Trogen, 1971 bis zur Pensionierung 1985 Rektor. Während seiner Amtszeit wandelte sich dank besserer Verkehrsverbindungen die Internatsschule um in eine Pendler-Mittelschule. Die letzten Schülerpensionen schlossen und die Zahl der ausserkantonalen Schüler nahm rasch ab.

Lienert Otto, dipl. Geologe, übernahm 1959 Turnstunden von Emil Knellwolf, verliess aber 1962 die Schule wieder, um als Geologe zu arbeiten. Später war er gelegentlich Stellvertreter für Hans Heierli.

Meier Zeno, ab 1960 Lehrer für Englisch und Französisch. 1978 wechselte er ans Gymnasium St.Antonius in Appenzell.

Schlegel Walter (1903-1980), Spitzname "Satan", aus Gais AR. 1933 Lehrer für Deutsch, Latein und Geschichte. Leiter des Knabenkonvikts zusammen mit seiner Frau Erika. 1948-71 Rektor (als Nachfolger von Oskar Wohnlich), also über das Pensionsalter hinaus, sogar als Aushilfe für Italienisch.

Schläpfer Walter (1914-1991), aus Herisau, Schüler der Kantonsschule Trogen, 1941 Lehrer für Geschichte und Latein, von den Schülern „Bartli“ genannt, langjähriger Prorektor, Mitautor der zweibändigen Appenzeller Geschichte (1964/72), verfasste auch eine Wirtschaftsgeschichte Ausserrhodens (1984), war 1953-86 Kantonsbibliothekar, Redaktor der Appenzellischen Jahrbücher, engagierter Politiker (1946-53 Trogener Gemeinderat, 1951-72 Kantonsrat). Während seinen Urlaubssemestern unterrichteten verschiedene Hilfslehrer, u.a. auch Gerhard Falkner, der spätere Deutsch- und Geschichtslehrer und Theaterleiter.

Steinmann Eugen (1919-91), aus St.Margrethen, Matura an der Klosterschule Disentis, Studium der Theologie in Freiburg, später Kunstgeschichte, Latein, Griechisch in Basel,  Austritt aus dem Benediktinerorden und Gymnasiallehrerpatent. Ab 1957 Lehrer für Alte Sprachen in Trogen und Kunstgeschichte als Freifach. Ab 1968 Autor des dreibändigen Inventars der Kunstdenkmäler von Appenzell-Ausserrhoden (erschienen 1973/80/81), wofür er vom Kanton 12 Jahre beurlaubt wurde. Sein Pensum wurde von Renate Frohne übernommen. Pensionierung 1984.

Widmer Rudolf (geb.1933), aus St.Gallen. Sekundarlehrerpatent und weiteres Studium in Biologie. 1960-68 Konviktleiter (als Nachfolger von Lothar Kempter). 1979 Präsident des Schweizerischen Lehrervereins. Als Biologe Kenner der Appenzellischen Flora und Fauna und Verfasser mehrerer Publikationen darüber. 1987-95 Prorektor. Pensioniert 1999.

Wärtli Hans (1908-2006), Aargauer. Spitzname „Kasi“.1945-74 Hauptlehrer für Englisch. Begabter Pianist, Kammermusiker. Ermunterte und begleitete oft Schülerinnen und Schüler an Tonhallekonzerte in St.Gallen. Begeisterter Wanderer auf Schulreisen und an Lehrerausflügen.

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Trogen, Bildung, Kantonsschule Trogen, Gymnasium, Lehrkräfte, Fotografie

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