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Titel:
Heilmittelproduktion unter Kontrolle
Thema: Wirtschaft
Ort: Speicher (Karte anzeigen)
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Datum: 31.05.1966
Masse: 22 x 21 cm
Standort: Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, D.042-03-15-01
Urheber/-in: Chima S.A., Speicher
Beschreibung:
Formular zur Anmeldung der phytotherapeutisch wirkenden «Schlaf- und Beruhigungstropfen» an die Heilmittelkommission Appenzell Ausserrhoden vom 31. Mai 1966.
Geschichte:
Herstellung, Anwendung und Abgabe von naturheilkundlichen Arzneimitteln haben im Appenzellerland eine lange Tradition. In diesem Bereich von Bedeutung sind die innerrhodischen Frauenklöster. Eine von vielen Ausserrhoder Herstellerfirmen, die zur wichtigen Heilmittel-Vielfalt beigetragen haben, war die Chima AG in Speicher.
Die 1928 in St. Gallen gegründete Firma befasste sich vorerst mit der Herstellung kosmetischer Produkte. Nach der Übernahme durch Paul Theodor Rüsch im Jahr 1931 konzentrierte sich die Chima auf pharmazeutische Präparate. In der Anfangszeit waren landärztliche Praxen die Hauptabnehmer. Später richtete sich die Firma vermehrt auf Heilpraktiker aus, und so wurden Präparate speziell für deren Bedürfnisse entwickelt. Die Firma unterstützte diese bei der Vermarktung durch entsprechende Argumentationshilfen und durch die Registrierung der Präparate.
Damit konnte sich die seit 1954 in Speicher ansässige Chima erfolgreich etablieren. Sohn Hans Rüsch (1929–1992) übernahm nach Ausbildungen in pharmazeutischen Betrieben die Firma und richtete sie nach damaligen Massstäben für einen Kleinbetrieb apparativ gut ein, wozu auch eine Tablettenpresse gehörte. Der naturliebende und sportbegeisterte Hans Rüsch zeigte sich ebenso fachlichen Interessen wie politischen Belangen gegenüber aufgeschlossen. Der langjährige Speicherer Gemeindehauptmann gehörte von 1966 bis zum Tod als Vertreter der Pharmahersteller der kantonalen Heilmittelkommission an und war von 1981 bis 1992 Mitglied des Kantonsrates.
Mit Inkrafttreten des 1964 von der Ausserrhoder Landsgemeinde angenommenen Gesundheitsgesetzes wurde die Einsetzung einer kantonalen Heilmittelkommission beschlossen. Diese befasste sich mit der Begutachtung der im Kanton vertriebenen Heilmittel sowie anfänglich auch mit der Inspektion der entsprechenden Betriebe. Für schweizweit gültige Arzneimittelregistrierungen war ab 1934 die 1900 auf Konkordatsbasis geschaffene Interkantonale Kontrollstelle für Heilmittel (IKS) zuständig. 2002 musste die Heilmittelkommission aufgrund des eidgenössischen Heilmittelgesetzes (HMG) aufgehoben werden. Da das neue Gesetz die Zulassungshoheit für Heilmittel in weiten Teilen dem Bund zusprach, löste sodann das schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic die bisherige IKS ab. Von dieser Entwicklung waren auch die Chima-Präparate betroffen.
Unter der Leitung von Hans Rüsch erfolgten etliche Präparatzulassungen bei den Behörden. Bereits im Jahre 1966 meldete Hans Rüsch einige Heilmittel der kantonalen Heilmittelkommis-sion und der IKS zur Registrierung an. Zu den ersten AR-registrierten Präparaten gehörten die «Schlaf- und Beruhigungs-Tropfen Nr. 19», die «Thiosept-Salbe» und das «Ventralon Granulat». Im selben Jahr registrierte die IKS das schwefelhaltige Heilpflaster «Chima-Stat». Während die Produktion der Tropfen und des Heilpflasters bald eingestellt wurde, liefen Herstellung und Vertrieb von Thiosept und Ventralon weiter. Nach dem Tod von Hans Rüsch gingen die Rechte an diesen und weiteren Präparaten an die W. Bucheli AG in Herisau über. Aufgrund der Neuausrichtung der Nachfolgefirma wurden die AR-Registrierungen ab 2012 in Hausspezialitäten der heilpraktischen Praxen Bucheli umgewandelt.
Autor: Peter Guerra, Herisau
Literatur:
Quellen:
StAAR, D.017 Handelsregister.
StAAR, D.042-03-15/1 Sanitätsdirektion.
Literatur:
Appenzellische Jahrbücher 120/1992 (1993), S. 83–85.
Tags:
Medizin, Speicher, Heilmittel, Anmeldungsformular, Chima AG
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