Bild
Titel:
Reisepass für Chirurgus Würzer
Thema: Leute
Ort: Herisau (Karte anzeigen)
zeitzeugnisse auf einer grösseren Karte anzeigen
Datum: 10.09.1800
Masse: 37 x 24 cm
Standort: Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, Ms.334-06
Urheber/-in: Unterstatthalter des Districts Herisau
Beschreibung:
Am 10. September 1800 stellte Districts-Unterstatthalter Johann Georg Merz (1761-1830) einen Pass für den Herisauer Ortsbürger und „Chirurgus“ Johann Georg Würzer aus. Das Signalement des damals 20-Jährigen lautete: Grösse 5 Fuss 5 Zoll (ca.160 cm); Haarfarbe „schwartzbraun“, „braune Augen“, „kleiner Mund“, „rundes Kinn“. Die Reise sollte „in eine Panssion [Pension] nach Strassburg“ führen. Das amtliche Passformular war wie während der Franzosenzeit üblich mit einer Tell-Vignette und den Losungsworten „Freyheit“ und „Gleichheit“ geschmückt. Laut den vorder- und rückseitigen Passier-Vermerken führte Würzers Weg über Basel und die Rheinbrücke von Kehl nach Strassburg, dann aber weiter über Frankfurt bis nach Berlin. Von dort aus trat Würzer am 24. Floréal, also Ende April 1801, die Rückreise über Mainz und Strassburg in die Schweiz an.
Das im Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden verwahrte helvetische Passregister enthält den Eintrag zur Ausfertigung des Ausland-Passes Nr. 226. Die Reisepässe selbst blieben indessen nur ausnahmsweise erhalten. Es ist ein besonderes Glück, dass das hier vorgestellte Originaldokument im Jahr 2010 als private Schenkung an seinen Ursprungsort zurückkam.
Geschichte:
Johann Georg Würzer (1781-1827), der Sohn von Ratsherr Johann Georg Würzer (1757-1816) hatte in seiner Heimatgemeinde Herisau den Beruf eines Wundarztes erlernt. Vielleicht war ihm für diese Berufswahl sein Onkel Johannes Würzer (1752-1829), der über Herisau hinaus einen guten Rut als Arzt und Bücherfreund genoss, Vorbild gewesen. Als nicht studierter Chirurgus zog der junge Würzer im Spätherbst 1802 nach Süddeutschland, um sich an der Universität Tübingen einzuschreiben. Dort erhielt er am 16. Dezember 1802 das Diplom als Dr. med. Seine nur 15 Druckseiten umfassende Doktorarbeit "De Multifariis inflammationum terminationibus" ("Über vielfältige Formen von Entzündungen") wird in der Ausserroder Kantonsbibliothek verwahrt. Ein langes Leben war Johann Georg Würzer indessen nicht vergönnt, Noch unverheiratet verstarb er am 3. Juni 1827 im thurgauischen Steckborn.
Autor: Peter Witschi, Herisau
Literatur:
Gemeindearchiv Herisau, F.4-1 Genealogienwerk von J. J. Nef.
Maissen, Felici, Schläpfer, Johannes: Appenzeller Studenten an der Universität Tübingen 1477-1930. In: Appenzellische Jahrbücher 122/1994, S. 62-78.
Nekrolog zu Johannes Würzer. In: Appenzellisches Monatsblatt Nr. 5/1829, S. 80.
Rotach, Walter. Die Gemeinde Herisau – Ortsbeschreibung und Geschichte. Herisau 1929, S. 438 und S. 651.
StAAR, Bb.16-17 Passregister für den District Herisau 1799-1801.
StAAR, Ms.334-06 Reisepass für Johann Georg Würzer, 1800.
Würzer, Johann Georg: De multifariis inflammationum terminationibus. Tübingen 1802.
Tags:
Herisau, Medizin, Reisen, Würzer, Reisepass, Helvetik
Ähnliche Themen: