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Titel:

Mobilmachung aus Kinderaugen

Thema: Leute

Ort: Herisau    (Karte anzeigen)

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Datum: 02.09.1939

Masse: 8mm-Film, schwarz-weiss, ohne Ton

Standort: Privatbesitz Werner Merz, Speicher; Digitalisat: Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, La.

Urheber/-in: Elsbeth Merz-Buff

Beschreibung:

Der Ausschnitt aus einem Familienfilm zeigt die Generalmobilmachung im Umfeld der Kaserne Herisau nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges anfangs September 1939. Das grosse Aufgebot von Soldaten und Pferden und die endlosen Train-Kolonnen auf der Kasernenstrasse wurden vom damals 6-jährigen Ueli und 5-jährigen Werner Merz hautnah miterlebt. Die Familie Merz-Buff wohnte damals an der Kasernenstrasse in Herisau gleich neben dem Schulhaus Landhaus. Auch Vater Werner Merz (1905-2006) musste einrücken. Der Sohn Ueli salutiert neben seinem Vater stolz mit Helm. Filmisch festgehalten wurde das Ereignis von der Mutter Elsbeth Merz-Buff (1911-1999), welche mit Leidenschaft fotografierte und mehrere Filmdokumente hinterliess.
 

Geschichte:

Nach dem Bekanntwerden des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts vom 23. August 1939 erschien der Krieg unabwendbar. Noch bevor die deutsche Wehrmacht Polen überfiel, waren am 29. August die Grenzbrigaden sowie Teile der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen aufgeboten worden. Am 30. August wählte die Bundesversammlung Henri Guisan zum Oberbefehlshaber und Jakob Labhart zum Chef des Generalstabs, am 1. September erteilte der Bundesrat den Befehl zur allgemeinen Kriegsmobilmachung. 430‘000 Dienstpflichtige und 200‘000 Hilfsdienstpflichtige wurden aufgeboten.

Das Appenzeller Infanterieregiment 34 wurde durch Landammann Walter Ackermann (1890-1969) am 2. September 1939 auf dem Ebnet in Herisau vereidigt. Das Regiment war zunächst im Raum Toggenburg-Linthebene stationiert, bevor es nach der Kapitulation Frankreichs vom 22. Juni 1940 eine Reduitstellung in der Umgebung des Sihlsees einnahm. Die Appenzeller Wehrmänner leisteten wiederholte Einsätze und erbrachten bis 1945 durchschnittlich 700 Aktivdiensttage.

Unter den Dienstpflichtigen befand sich auch Werner Merz, der als Regimentsarzt aufgeboten wurde. Er wohnte seit 1937 mit seiner Familie in Herisau, wo er als Spezialist für Chirurgie und als „Sekundärarzt“ des damaligen Chefarztes Hans Eggenberger (1881-1946) im Bezirksspital Herisau angestellt war. 1940 wurde er nach Herisau ins Spital zurückberufen und übernahm die Stelle des Chefarztes, die er bis 1962 innehatte.

Werner Merz Junior erinnert sich gut an die Generalmobilmachung und die Zeit des Aktivdienstes seines Vaters. Seine Familie und er erwarteten jeweils sehnsüchtig Vaters Nachrichten aus dem Aktivdienst. Auf den Briefen hatte der Vater jeweils Zeichnungen für die Kinder hinzugefügt. Auch die nächtlichen Alarmsirenen blieben Werner Merz in Erinnerung: „Auf dem Dach des Schulhauses ist eine Sirene installiert. Bei Alarm, meist mitten in der Nacht, holt uns der Blockwart in den mit Stützbalken ausgerüsteten Luftschutzkeller im benachbarten Vorderhaus. Dort sitzen dann alle Bewohner eng beieinander. Jeder hat ein Rucksäcklein mit dem Nötigsten bei sich, sogar mein kleiner Bär mit gestrickter Jacke und Nebelkappe.“

Autorin: Kathrin Hoesli, Herisau

Literatur:

Heuscher, Stephan: Regionalzentrum im Sog der Agglomeration St. Gallen (1914-1997). In: Herisau. Geschichte der Gemeinde Herisau. Red. Thomas Fuchs und Christian Sonderegger. Herisau 1999, S. 422f.

Persönliche Informationen von Werner Merz-Vetsch, Speicher.

Senn, Hans: Aktivdienst. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Version vom 23.08.2012. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8601.php [26.02.2014].

StAAR, Mn.M-044 Personendokumentation Werner Merz.

Weck, Hervé de: Mobilmachung. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Version vom 10.11.2009. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8601.php [26.02.2014].
 

Tags:

Herisau, Krieg, Militär, Zweiter Weltkrieg, Mobilmachung, Film, Kaserne, Arzt, Ebnet

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