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Titel:
Saalbau Casino Herisau
Thema: Kultur
Ort: Herisau (Karte anzeigen)
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Datum: 27.06.1936
Masse: 26 x 63 cm
Standort: Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden
Urheber/-in: Architekt Hans Balmer
Beschreibung:
Die Zeichnung stellt einen Entwurf für den Casino-Saalneubau in Herisau an der Poststrasse dar. Im Vordergrund sind das bereits bestehende Casinogebäude und das alte Zeughaus zu erkennen, im Hintergrund der geplante Casino-Saalbau. Erstellt wurde dieser Vorschlag vom Architekten Hans Balmer im Juni 1936.
Geschichte:
Ein grosser Saalbau für Herisau – dieses Bedürfnis kam nicht erst 1936 auf, sondern reicht zurück bis in die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Die Umnutzung des Saalbaus der Tonhalle Herisau in ein Geschäftsgebäude im Jahr 1910 riss eine Lücke in die Gemeindeinfrastruktur; das Thema Saalbau wurde forthin immer wieder angesprochen. Das Interesse an einem Neubau war im Dorf unbestritten – nur an den finanziellen Mitteln mangelte es. Die vor dem Ersten Weltkrieg noch florierende Ausserrhoder Wirtschaft lag nach Kriegsende am Boden. Zu gross war die Abhängigkeit der kantonalen Textilbetriebe von der ausländischen Nachfrage. Mitgerissen vom Strudel der deutschen Nachkriegskrise und von der Weltwirtschaftskrise ab 1929 gelangte nur wenig Geld in die öffentlichen Kassen, die Arbeitslosigkeit griff um sich.
In dieser schweren Lage versuchten Bund, Kantone und Gemeinden mit Subventionen die grösste Not zu lindern. Grosse und kleine Projekte, vor allem im Bauwesen, wurden von der öffentlichen Hand mitfinanziert: Arbeitsbeschaffung für die zahlreichen Arbeitslosen im Krisenkanton Appenzell Ausserrhoden. Doch dass Subventionen allein nicht ausreichten, zeigt das Beispiel Saalbau Casino Herisau. Jahre vor dem Subventionsantrag 1936 wurde ein Saalbaufonds für Geldgaben von Einzelpersonen eingerichtet. Die private Initiative engagierter Herisauer war also der Ausgangspunkt des Saalbaus. Wie dringend dieser Bau benötigt wurde, beschreibt die Landesbau- und Strassenkommission dem Regierungsrat im Sommer 1936: „Das wirtschaftliche und das gesellschaftliche Leben unseres Dorfes leidet sichtlich unter dem Mangel eines grösseren Versammlungslokals. Der innere Zusammenschluss der geistigen Kräfte fehlt immer mehr. Der Zug nach der Nachbarstadt für den Besuch von Konzerten und geselligen Anlässen ist schon längst Gewohnheit geworden.“ Mit der Nachbarstadt war St.Gallen gemeint, dessen Konkurrenz für das Herisauer Dorfleben eine Belastung bedeutete. Ein Saalbau wurde als unverzichtbare Bedingung eines lebendigen Dorflebens gesehen. Neben diesem sozialen Blickwinkel machte die eigens eingerichtete Saalbaukommission aber auch militärische Argumente geltend: Durch die geplanten Schutzräume könnten bis zu 200 Menschen vor Bomben- und Gasangriffen geschützt werden. Damit würden die ersten gassicheren Schutzräume in Herisau gebaut.
Im Mai 1937 bewilligte das eidgenössische. Volkswirtschaftsdepartement die Subvention: Der Bund beteiligte sich an den Baukosten von rund 650000 Franken mit 20%, Kanton und Gemeinde teilten sich weitere 10%. Die unverzichtbare Unterstützung für das Herisauer Grossprojekt war somit gesichert und Arbeitsplätze für eine längere Zeit geschaffen. Die Bauarbeiten begannen umgehend nach Bewilligung der Subvention und dauerten bis Ende 1939.
Autor: Felix Frey, Herisau
Chronologie:
1838 Bau des Vereinsgebäudes der Casino-Gesellschaft
1859 Parkanlage mit Kegelbahn
1912/13 Saalbau-Projekte, nicht realisiert
1937-39 Saalbau als Notstandsmassnahme
1992-94 Ausbau zum Kulturzentrum Casino
Literatur:
Rebsamen, Hanspeter u.a.: Herisau, Bern 1999, S. 208 (Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920, Bd. 5).
StAAR, D.014-2-03-005 Saalbau Casino Herisau
StAAR, Mo.02-083 Baudokumentation Casino
Tags:
Herisau, Kultur, Plan, Architektur, Notstandsarbeit, Kulturzentrum
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