Bild
Titel:
Der Hohe Kasten war hart umkämpft
Thema: Land
Ort: Rüte (Karte anzeigen)
Grössere Kartenansicht
Datum: --.--.1962
Masse: 21 x 21
Standort: LAAI, Fotosammlung, ohne Signatur
Urheber/-in: Initiativkomite für eine Luftseilbahn auf den Hohen Kasten
Beschreibung:
Titelblatt einer Werbeschrift zur Zeichnung von Aktien der zu gründenden Luftseilbahn Brülisau-Hoher Kasten aus dem Jahr 1962. Da es die Bahn noch gar nicht gab, verwendete das Initiativkomitee die Kabine der benachbarten Ebenalpbahn zur Illustration. Auf der Alp Soll wünschten sich die Initianten eine Zwischenstation, welche jedoch nicht zur Ausführung gelangte.
Geschichte:
Bis zum 1. Weltkrieg bildeten vornehme ausländische Kurgäste das wichtigste Segment des Appenzeller Tourismus. Mit Kriegsausbruch blieben diese Kunden fast schlagartig weg; der Appenzeller Fremdenverkehr musste sich neu orientieren. Eine Alternative boten Schweizer Tagesausflügler, die in der Bergwelt sportliche Betätigung suchten. Die Schwebebahnen auf Säntis (1935), Ebenalp (1955), Kronberg (1964) und Hoher Kasten (1964) erschlossen den Alpstein als Wanderparadies. Für die Luftseilbahn auf den Hohen Kasten standen Innerrhoder und Rheintaler Projekte in Konkurrenz.
Der Hohe Kasten war von alters her als lohnender Aussichtspunkt bekannt. Schon der Appenzeller Chronist Gabriel Walser besuchte ihn nachweislich in den Jahren 1719 und 1735. Ein deutscher Reiseführer von 1857 bezeichnete ihn als Rigi der Ostschweiz. 1848 entstand die erste primitive Unterkunft aus mörtellos geschichteten Bruchsteinmauern und einem mit Steinen beschwerten Bretterdach. Wanderer erhielten dort Getränke, Suppe und bei Bedarf wohl auch ein Nachtlager. Um dem wachsenden Touristenverkehr gerecht zu werden, erbaute Kastenwirt Josef Anton Dörig (1835-1912) 1891/92 ein stattliches, dreistöckige Holzgebäude, das bis 1962 als Gasthaus diente.
In der Absicht, das Land wirtschaftlich zu entwickeln und der Abwanderung Einhalt zu gebieten, entstand in den frühen fünfziger Jahren die Idee einer Luftseilbahn Brülisau-Hoher Kasten (LBHK). 1953 gab das eidgenössische Post- und Eisenbahndepartement indes dem Konzessionsgesuch der Luftseilbahn Wasserauen-Ebenalp den Vorzug. Die Bundesbehörden fürchteten, die Verwirklichung zweier benachbarter Projekte würde zu einer schädlichen Konkurrenzsituation führen. Die Ebenalpbahn wies nach ihrer Eröffnung (1955) so erfreuliche Frequenzen auf, dass die Initianten der LBHK 1956 mit einem zweiten Gesuch nach Bern gingen. Dieses wurde am 13. April 1959 gutgeheissen. Am 11. Juli 1959 reichte ein Rheintaler Initiativkomitee allerdings ein Gegenprojekt für eine Schwebebahn von Lienz auf den Hohen Kasten ein. Darauf entspann sich eine scharfe Pressepolemik, in der beide Seiten versuchten, die Öffentlichkeit von ihrem Projekt zu überzeugen. Es bestand sogar die Idee, unter Umständen beiden Bahnen zu verwirklichen. Nach erneuter Prüfung bezweifelte das Post- und Eisenbahndepartement jedoch die Rentabilität des Rheintalerprojektes und hielt im Dez. 1960 an der bereits erteilten Brülisauer Konzession fest.
Das Hauptproblem für die Innerrhoder Seite bestand indes darin, dass der Gipfel des Hohen Kastens in Rheintaler Privatbesitz stand. In aller Eile musste ein kantonales Expropriationsgesetz geschaffen werden, das in der Landsgemeinde 1961 Annahme fand. Gegen die darauf erfolgende Enteignung, legten die Rheintaler staatsrechtliche Beschwerde beim Bundesgericht ein. Erst nachdem ihre Klage abgewiesen worden war, wurde mit der Zeichnung des Aktienkapitals begonnen. Die zum Ziel gesetzten 2 Mio. Franken waren im Nu erreicht. Am 8. Sept. 1962 fand im Kurhaus Weissbad die erste Generalversammlung statt, welche die Aktiengesellschaft Luftseilbahn Brülisau-Hoher Kasten durch Annahme der Statuten ins Leben rief. Sogleich wurde mit dem Bau begonnen. Die Bahnanlagen erstellte die Maschinenfabrik Habegger in Thun, welche schon für die Ebenalpbahn verantwortlich gezeichnet hatte. Deutlich war den Verantwortlichen die Erleichterung anzumerken, als die neue Bahn auf den Hohen Kasten nach vielen Umwegen am 11. Aug. 1964 endlich eingeweiht werden konnte.
Stephan Heuscher, Appenzell
Literatur:
Grosser, Hermann. Vergangenes vom Hohen Kasten (Separatdruck aus dem Häädler Kalender 1982)
25 Jahre Luftseilbahn Brülisau-Hoher Kasten 1964-1989. Appenzell 1989
Eröffnung der Kastenbahn. Sonderbeilage zum Appenzeller Volksfreund Nr. 127, 13. Aug. 1964
Appenzeller Zeitung Nr. 292, 12. Dez. 1960
Tags:
Broschüre, Tourismus, Prospekt, Luftseilbahn, Schwebebahn, Brülisau, Lienz, Hoher Kasten
Ähnliche Themen:
Tourismus Broschüre Prospekt Luftseilbahn Schwebebahn Brülisau Lienz Hoher Kasten