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Titel:

Der Dorfarzt filmt das Bühlerer Dorfleben

Thema: Leute

Ort: Bühler    (Karte anzeigen)

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Datum: --.--.1955

Masse: 8mm, farbig, mit Ton

Standort: Original Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden (Vorbesitz: Heinz Brunner, St. Gallen); Digitalisat Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden

Urheber/-in: Dr. Heinz Brunner

Beschreibung:

Das Filmdokument ist ein Ausschnitt aus einem fünfteiligen farbigen Dokumentarfilm mit Ton, der den Titel „Bühler AR - Dorfleben zwischen 1950 und 1960“ trägt und von Dr. Heinz Brunner gedreht wurde. Die Filmsequenz stammt aus dem ersten Abschnitt „Jugend“, die restlichen Kapitel des Films heissen „Landwirtschaft“ (2x), „Vereine“ und „Alter“. Der Film „Jugend“ zeigt zunächst die Hebamme, welche mit ihrem Köfferchen aus einem Bauernhaus kommt. Wenig später sieht man eine Bauersfrau mit ihrem Säugling auf dem Arm, die kontrolliert, ob die Wäsche schon trocken ist. Ein Kleinkind im Kinderwagen wird gefilmt, bevor die Kamera zum Schild „Appenzellisches Säuglingsheim“ schwenkt. Im Garten des Säuglingsheims spielen Kleinkinder im Laufgitter, Säuglinge liegen im Stubenwagen. Schliesslich dokumentiert Brunner Kindergärtler auf ihrem Sommerausflug zur Wissegg. Sie ziehen mit Blumen geschmückte Leiterwagen und tragen Schweizerfähnli. Im Hintergrund sind Kinderlieder eingespielt, beispielsweise „Für Spiis und Trank“, „Döt ene am Bergli im Trueb“ und „Wenn rings im Gold die Firne stehn“. Der zweite Teil des Filmausschnitts trägt den Titel „Bühlerer Schuljugend“ und zeigt eine Pausenszene vor dem Dorfschulhaus. Die älteren Schülerinnen und Schüler stecken ihre Köpfe zusammen, die Kleinen spielen und tanzen Ringelreihe. Die Lehrer in Anzug und Krawatte drehen ihre Runden auf dem Pausenplatz. Der Ausschnitt endet mit dem Schluss der Pause.
1994 wurden die Schmalfilme auf Videobänder übertragen.
 

Geschichte:

Geschichte: Dr. Heinz Brunner lebte von 1944 bis 1962 mit seiner Ehefrau Fida in der Gemeinde Bühler, wo er eine allgemeinmedizinische Praxis führte. Während zehn Jahren dokumentierte er mit seiner Super-8-Kamera das Bühlerer Dorfleben zwischen 1950 und 1960. Heinz Brunner war auch Mitglied im Filmclub St. Gallen.
Ein Ausschnitt aus dem Film über das Bühlerer Dorfleben verdient besondere Beachtung: Er zeigt das Appenzellische Säuglingsheim, welches überregional von Bedeutung war. Auf die Initiative von Clara Nef (1885-1983) wurde es 1951 als Stiftung der Appenzellischen Frauenzentrale gegründet und stand unter dem Patronat der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft. Im Bericht über die Eröffnungsfeier wurde als Zweck formuliert, das Heim solle „gesunde und rekonvaleszente Säuglinge und Kleinkinder bis zu ca. 2 Jahren aufnehmen, die aus Gesundheits-, Familien-  oder sozialen Gründen eines Heimaufenthaltes bedürfen, oder die vor einer Adoption genau beobachtet werden sollen.“ Das Säuglingsheim wurde von der Säuglingsschwester Elisabeth Walser (1920-1974) geleitet und war in ihrem Elternhaus, einer stattlichen Jugendstilvilla mit grossem Garten, im Dorfzentrum, untergebracht, „in sonniger, staubfreier und geschützter Lage“, wie ein Werbeprospekt vermittelt. Schon im ersten Jahr beherbergte das Heim 55 Kinder während 2459 Verpflegungstagen, wovon 27 aus Appenzell Ausserrhoden stammten, 24 aus anderen Kantonen (Zürich, St. Gallen, Thurgau, Aargau, Appenzell Innerrhoden) und 4 aus dem Ausland. Im Jahresbericht von 1952 heisst es zu den Aufnahmegründen: „18 Pfleglinge wurden wegen Erholungsferien der Mutter, 8 zwecks Luftveränderung der Säuglinge, 7 wegen Rekonvaleszenz, 5 wegen Erwartung der Mutter, 4 zur Entlastung der Mutter, 3 wegen Krankheit der Mutter und 5 aus verschiedenen Gründen (Tod der Mutter, verwahrloste Familienverhältnisse, Eltern ohne Wohnung) eingeliefert.“ Betont wird ausserdem die gute Zusammenarbeit zwischen der Heimleiterin und dem Dorfarzt Dr. Heinz Brunner. Das Appenzellische Säuglingsheim wurde am 31. Oktober 1964 wegen rückläufiger Zahl von Pflegekindern aufgelöst. Pflegefamilien und Tagesmütter hatten die Heimversorgung zunehmend abgelöst. Schwester Ruth Müller führte das Heim als privates Erholungsheim für Kinder bis 1987 weiter.

Autorin: Kathrin Hoesli, Herisau

Literatur:

StAAR, D.042-28-07 Heimwesen und Heimkontrolle. Appenzellisches Säuglingsheim Bühler 1949-1964.

StAAR, Pa.029-17 Frauenzentrale. Säuglingsheim 1949-1965.

StAAR, Pa.103 Nachlass Elisabeth Walser 1920-1974.

Bräuniger Renate: Das Appenzellische Säuglingsheim in Bühler. In: Frauenleben Appenzell. Beiträge zur Geschichte der Frauen im Appenzellerland, 19. und 20. Jahrhundert, hg. von Renate Bräuniger. Herisau 1999.

Spirig, Jolanda: Von Bubenhosen und Bildungsgutscheinen. Die Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden 1929-2004. Herisau 2004, S. 64-66.

Tags:

Bühler, Schule, Film, Heinz Brunner, Elisabeth Walser, Frauenzentrale, Säuglingsheim, Kindergarten, Video

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