Zeitzeugnisse

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Titel:

Lindenheimer Festzeitung

Thema: Leute

Ort: Teufen    (Karte anzeigen)

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Datum: 22.01.1923

Masse: 32,2 x 23,5 cm (Vorderseite)

Standort: Privatbesitz: Béatrice Keller, Maladers; Digitalisat Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden

Urheber/-in:

Beschreibung:

Anlässlich des Nationalen Sänger-, Trachten- und Volksfestes in Lindenheim (Teufen), welches vom Töchterchor „Dorf“ und vom Männerchor „Harmonie“ am 22. und 23. Januar 1923 veranstaltet wurde, gaben die Festdruckerei und das Pressekomitee die vorliegende Festzeitschrift heraus. Wie es im "Säntis“, dem damaligen „Volksblatt für den Kanton Appenzell und dessen Umgebung“, heisst, hatte der Männerchor „Harmonie“ die Idee gehabt für ihren Unterhaltungsabend ein Sängerfest zu organisieren und hatte diesen Einfall dann zusammen mit dem Töchterchor „Dorf“ umgesetzt.

Auf der Titelseite findet sich das offizielle Festprogramm mit Angabe der Zugsordnung, den verschiedenen teilnehmenden Gesangsvereinen und einer Vorankündigung der offiziellen Festakte. Auf der zweiten und dritten Seite des Programms finden sich die Liedtexte für die Wettgesänge. Darunter sind Liedtexte in Deutsch, in Mundart und in Italienisch, da auch italienischsprachige Chöre an den Festlichkeiten teilnahmen. Auf der letzten Seite finden sich neben einem deutschen Liedtext verschiedene Inserate mit teilweise ironischem Inhalt.

Gemäss Berichten im „Säntis" konnte das Nationale Sänger-, Trachten- und Volksfest als voller Erfolg verbucht werden. In Scharen seien die Gäste der „Linde“ zugezogen und hätten sich dort über den prächtig geschmückten Festsaal gefreut. Bei den musikalischen Vorträgen hätten besonders die Gemischtchorlieder grossen Beifall geerntet. Den Siegern des Gesangwettbewerbs seien keine Siegerkränze überreicht worden, dafür Naturalien. Der/die BerichterstatterIn im Säntis kommentierte dies wie folgt: „[I]ch glaube, daß den Studenten ihr Fäßchen Gerstensaft und der „Alten Garde“ ihre 4 Meter Wurst lieber waren als trockene Lorbeerblätter.“

Geschichte:

Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelten sich viele Verbandsfeste zu Anlässen mit einer patriotischen Zielsetzung; an den Verbandsfesten von Schützen, Turnern und Sängern wurde neben dem geselligen Zusammensein auch die nationale Einheit gepflegt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts begann dann aber der leistungsorientierte Aspekt der Verbandsfestigkeiten in den Vordergrund zu rücken, die traditionellen Festformen veränderten sich unter anderem in Reaktion auf die neuentstandenen Formen von Massenunterhaltung.

Die Entwicklung des Männerchorgesangs war schweizweit ein Phänomen des 19. Jahrhunderts, welche mit der „Entdeckung volkstümlicher Werte, der zunehmend patriotischen Gesinnung und der Freude am geselligen Kreis“ (Ehrismann, HLS) einherging. Begleitet wurde diese Entwicklung durch die Gründung gemischter Chöre zur Pflege der grossen Oratorien. Da die Gattung Frauenchor lange Zeit von den führenden Komponisten vernachlässigt worden war, entstanden Frauenchöre erst allmählich.

Im Appenzellerland waren die Gesangsvereine „Mittelpunkt der einheimischen Musikpflege“ (Tunger, S. 153). So gab es auch viele Neugründungen von Chören, welche sich allerdings oft nicht besonders lange halten konnten. Erst nach der Jahrhundertmitte gab es in jeder Gemeinde einen oder mehrere Männerchöre, die alle meist „Frohsinn“, „Harmonie“ oder „Sängerbund“ hiessen.

Autorin: Katharina Merian, Speicher

Literatur:

Appenzell A.=Rh. Teufen. In: Säntis. Volksblatt für den Kanton Appenzell und dessen Umgebung Nr. 39 (1923), 30.01.1923.

Capitani, François de: Eidgenössische Feste. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 8.10.2009. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D27280.php (12.1.2012).

Ehrismann, Sibylle: Chorwesen. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 21.12.2006. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D11883.php (12.1.2012).

Tunger, Albrecht: Geschichte der Musik in Appenzell Außerrhoden. Herisau 1993.

Tags:

Zeitung, Verein, Bevölkerung, Teufen, Musik, Kultur, Chor, Lindenheim

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