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Titel:

Grempler unterwegs

Thema: Wirtschaft

Ort: Waldstatt    (Karte anzeigen)

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Datum: --.--.1874

Masse: 23 x 35.5 cm

Standort: Appenzeller Volkskunde-Museum Stein, Depositum Sammlung S

Urheber/-in: Johannes Zülle

Beschreibung:

1874 schuf der damals in Waldstatt wohnhafte Bauernmaler Johannes Zülle wohl im Auftrag des dargestellten Molkenhändlers dieses kleinformatige Tafelbild. Ausgeführt wurde die Malerei in Öl, Gold- und Silberbronze auf Papier. Am untern Bildrand findet sich die Signatur „von Joh. Zülle in Waldstatt 1874“. Dargestellt sind drei mit Milchprodukten beladene Saumpferde in Begleitung des Gremplers mit Sennenhund. Von Alpgebäuden durchsetzte Alpweiden und das Alpsteinmassiv bilden die landschaftliche Szenerie. Alle Pferde tragen schmuckes Zaumzeug und Glocken; die Saumladungen sind mit Wachstüchern abgedeckt, welche mit Initialen und Jahrzahl versehen sind. Über der Traglast des Leitpferdes ist werbewirksam eine Gremplertafel befestigt. Aufgrund der auf dem Tafelbild ersichtlichen beschrifteten Wachsdecken können die drei Saumpferde dem Grempler Hans Müller (1821-1900) in Stein zugeordnet werden, der in langjähriger Familientradition dieses Gewerbe betrieben hat. Das Original ist als Teil der Sammlung Syz im Appenzeller Volkskunde-Museum ausgestellt.
 

Geschichte:

Das Tafelbild stellt ein hochwertiges Beispiel für die im 19. Jahrhundert entstandene Appenzeller Bauern- und Senntumsmalerei dar. Johannes Zülle (1841-1938)  gehört neben Bartholomäus Lämmler (1809-1865), Johannes Müller (1806-1897), Franz Anton Haim (1830-1890)  und Johann Jakob Heuscher (1843-1901) zu den klassischen Vertretern der regionalen Volkskunst.
Das Tafelbild ist ein illustratives Zeitzeugnis zur im Appenzellerland bedeutenden Alpwirtschaft und zum ökonomisch wichtigen Berufsstand der Grempler. Letztere besorgten die Vermarktung der vorwiegend auf den Alpen produzierten Milchprodukte. Im Unterschied zum gewöhnlichen Bauernhaus verfügte jede Grempler-Liegenschaft über einen Käsekeller sowie eine Pferdestallung. Laut der 1798 publizierten Ebel’schen Landesbeschreibung gab es damals 27 Molkengrempler, wovon nur zwei in Innerrhoden ansässig waren. Traditionell wichtige Stützpunkte waren die Gemeinden Stein, Hundwil und Urnäsch, von wo aus die Grosshändler im Verkehr mit den Sennen den weiträumigen Handel mit Butter und Käse betrieben. Um 1834 lebten in Stein laut einem von Johann Martin Schirmer erstellten Verzeichnis elf Grempler. 1879 bestanden in dieser Gemeinde laut Steuerregister noch zwei Gremplereien, die von Johannes Müller in der Grub und Jakob Steingruber in der Au betrieben wurden. Aus dem Nachlass des letzten Steiner Gremplers stammt das im Museum Herisau ausgestellte Saumpferd.

Autor: Peter Witschi, Herisau

Literatur:

Ebel, Johann Gottfried: Schilderung der Gebirgsvölker der Schweitz. Leipzig 1798.

Frehner, Otto: Grempler und Senn. In: Neuer Appenzeller Kalender 1928.

Frehner, Otto: Johannes Zülle, ein appenzellischer Senntum-Maler. In: Neuer Appenzeller Kalender 1941.

Hanhart, Rudolf: Appenzeller Bauernmalerei / Appenzell Peasant Art. Teufen 1959, S. 95.

Hermann, Isabell: Die Bauernhäuser beider Appenzell. Basel 2004, S. 358.

Schürch, Franziska: Landschaft, Senn und Kuh. Die Entdeckung der Appenzeller Volkskunst. Münster 2008.

StAAR, Ca.N3-5 Steuerrödel Stein.

StAAR, Cb.Q35 Familienregister Stein, Band 2

StAAR, Ms. Schirmer-Chronik

Tags:

Handel, Gemälde, Stein, Waldstatt, Bauernmalerei, Alpwirtschaft, Milchwirtschaft, Johann Zülle, Grempler, Volkskunst

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