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Titel:

Mit Moral und Latein gemixte Examensschrift

Thema: Kultur

Ort: Bühler    (Karte anzeigen)

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Datum: --.--.1791

Masse: 48 x 68 cm

Standort: Museum Herisau, Vorbesitz: Geschwister Erwin, Jens, Ingrid und Kurt Pedersen, Herisau

Urheber/-in: Barbara Zürcher

Beschreibung:

Die auf das Osterexamen 1791 hin erstellte so genannte Osterschrift beginnt mit den Worten: „Mein Kind brauch die Zeit zu Nutz, man kan sie nicht erkauffen, sie komt auch nicht zurük, wann sie einmal verlauffen“.
Das grossformatige Dokument weist vier Textblöcke auf, die je durch eine Schmuck-Initiale eingeleitet und mit einem Alphabet abgeschlossen werden. Der dritte Textblock nimmt in typisch protestantischer Überzeugung das Motiv der Arbeitsamkeit auf und mahnt „Kinder müssen sich bey Zeiten zur Arbeit gewöhnen und das kleine Tagwerk, so man dir aufgibt gern und willig verrichten“. Im Vergleich zu anderen Ausserrhoder Osterschriften ungewöhnlich ist, dass der vierte Textblock in lateinischer Sprache abgefasst ist. Der dem hochmittelalterlichen Klostergründer Bernhard von Clairvaux zugeschriebene Hymnus beginnt mit den Worten „JESUS DULCIS MEMORIA“.
Die unterste Zeile, „Von mir Geschriben Barbara Zürchery im Bühler, auf Osteren anno 1791“ weist auf die Urheberin und die Entstehungszeit des Schriftstücks hin. Wie andere Osterschriften wurde auch dieser später zweifach gefaltete Papierbogen über Generationen sorgfältig aufbewahrt. Das Bühlerer Erbstück wurde im Frühjahr 2011 dem Jubiläumsprojekt zur Verfügung gestellt und im Dezember 2011 dem Museum Herisau geschenkweise übergeben.

Geschichte:

Die ältesten Ausserrhoder Osterschriften gehen auf die Zeit um 1710 zurück. Sie sind Beleg dafür, dass im reformierten Appenzell Ausserrhoden bereits im Ancien Régime in allen Gemeinden von der Vorsteherschaft gewählte Schulmeister tätig waren, die Mädchen und Knaben Grundkenntnisse im Schreiben, Lesen und Rechnen zu vermitteln hatten.
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein endete das Schuljahr jeweils mit dem Osterexamen. Mit Blick auf diesen festlichen Anlass hatten die Schülerinnen und Schüler jeweils Probeschriften zu erstellen, die bewertet wurden. Die meist mit Bibeltexten und Sinnsprüchen beschriebenen Blätter wurden jeweils von Lehrpersonen oder eigens beauftragten Schriftenmalern phantasievoll ausgeschmückt. Fester Bestandteil der Osterschriften bildeten das grosse und kleine Alphabet sowie häufig auch Zahlenreihen. Um 1860 ging die langjährige Tradition der Osterschriften In Appenzell Ausserrhoden zu Ende.

Autor: Peter Witschi, Herisau

Literatur:

Fuchs, Thomas u.a.: Herisau. Geschichte der Gemeinde Herisau, Herisau 1999, S. 167.

Hugger, Paul: Schön schreiben. Blüte und Zerfall einer Kultur. Zürich 2010, S. 66-71.

Tags:

Bühler, handschriftlich, Religion, Osterschrift, Kalligraphie, Barbara Zürcher, Schulwesen

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