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Titel:

Bau der Innerrhoder Landeskanzlei

Thema: Land

Ort: Appenzell    (Karte anzeigen)

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Datum: --.--.1914

Masse: 16,7 x 23,3 cm

Standort: Sepp Koller, Stockstrasse, Appenzell

Urheber/-in: Emil Manser, Appenzell

Beschreibung:

Bau der innerrhodischen Landeskanzlei im Sommer 1914. Der Boden des 1. Obergeschosses wird gerade betoniert. Die Verwendung von Beton war damals noch relativ neu. Mit Rücksicht auf die Statik musste daher eine möglichst leichte Bauweise gewählt werden. Deshalb sind in den Boden Hohlziegel eingelassen, die anschliessend mit Zement überdeckt wurden. Im Hintergrund das Wohnhaus der ersten Appenzeller Kaplanei. In der Ferne die Lourdes-Kapelle, rechts davon die Bauernheimat Blattenrain und rechts aussen die Dächer der oberen und unteren Falkenburg.

Geschichte:

Das Verwaltungsgebäude "Alte Landeskanzlei" entstand 1914/15 nach Plänen des vor allem für seine Kirchenbauten bekannten Rorschacher Architekten Adolf Gaudy (1872-1956). Es dient heute noch der Innerrhoder Kantonsverwaltung und beherbergt namentlich die Büros der Steuerverwaltung, der Ratskanzlei und des Landesarchivs. Ebenso befindet sich darin das Sitzungszimmer der Standeskommission.

Die "Alte Landeskanzlei" entstand an der Stelle, wo einst die dritte Kaplanei der Pfarrei Appenzell, die so genannte "Zusammengelesene Pfrund", gestanden hatte. Nachdem die Pfrund 1803 nicht mehr besetzt worden war, liess der Landrat die Kaplanei 1844 zum allerersten Innerrhoder Verwaltungsgebäude umbauen. Der Landschreiber - zusammen mit dem Landweibel die beiden einzigen Staatsbeamten - erhielt im Kaplaneigebäude Dienstwohnung, Kanzleizimmer und Stauraum für die Verwaltungsakten. Der Landschreiber war sozusagen für fast alles zuständig: Ratschreiber, Sekretär des Armenwesens, Grundbuchverwalter, Vormundschaftssekretär und Erbschaftsbeamter. Zudem führte er Zivilstandsamt und Einwohnerkontrolle und war gleichzeitig die einzige Urkundsperson. Nachdem mit dem Ratschreiber (1893) und dem Armensekretär (1912) zwei weitere kantonale Amtsstellen geschaffen worden waren, genügten die Räumlichkeiten in der ehemaligen Kaplanei nicht mehr. 1914 musste sie dem Neubau der heutigen "Alten Landeskanzlei" weichen. Der Landschreiber erhielt im 3. Obergeschoss eine Dienstwohnung, in der er allerdings auch noch Schullehrmittel und Gerichtsarchivalien zu lagern hatte. Im 2. Obergeschoss befand sich zunächst die Gerichtskanzlei und ab den 1920er-Jahren die Steuerverwaltung, im 1. Obergeschoss die Räume der Landeskanzlei und im Keller Arrestzellen der Kantonspolizei. 1954 bis 1956 entstand mit der  "Neuen Kanzlei" ein zweites, grosszügigeres Verwaltungsgebäude.

Autor: Stephan Heuscher, Appenzell

Literatur:

Bischofberger, Hermann: Rechtsarchäologie und rechtliche Volkskunde des eidgenössischen Standes Appenzell Innerrhoden. Appenzell 1999, S. 302-305 und 314-321

Tags:

Fotografie, Appenzell, Bauwerk, Innerrhoden, Verwaltung, Gebäude, Kanzlei

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