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Titel:

Dorfbrand in Heiden

Thema: Land

Ort: Heiden    (Karte anzeigen)

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Datum: 07.09.1838

Standort: Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, KB-008496/501

Urheber/-in: Fitzi, Johann Ulrich

Beschreibung:

Die Druckgraphik vom in Teufen geborenen Johann Ulrich Fitzi (1798-1855) zeigt die Gemeinde Heiden nach dem Dorfbrand vom 7. September 1838: die Kirche, 75 Wohnhäuser, 42 Ställe und 11 Nebengebäude wurden zerstört. Festgehalten ist der abgebrannte Dorfkern mit der Kirche ohne Dach, im Hintergrund ist die Gemeinde Grub zu sehen. Der Zeichner, Kopist, Kolorist und Modelstecher Fitzi wurde vor allem aufgrund zahlreicher fotografisch exakter Gebäude- und Dorfansichten bekannt. Diese gelten als historisch erstklassige Quellen.

Geschichte:

Das Feuer brach am 7. September 1838 in der Schmiede von Johannes Frehner am Kohlplatz aus und wurde durch den „Föhn“ auf die umliegenden Häuser und schliesslich ins Dorfzentrum hineingetragen. Ein Grossteil des Dorfes brannte innerhalb einer knappen Stunde. Einzig das Haus zur Harmonie und das Schützenhaus blieben verschont.
Der durch den Dorfbrand entstandene Schaden wurde nur teilweise von Versicherungsgesellschaften gedeckt. Da der Wiederaufbau nicht nur die Gemeinde Heiden und den Kanton Appenzell Ausserrhoden überforderte, wurde er zu einer nationalen und dann zu einer internationalen Angelegenheit. Verschiedene Ausserrhoder Gemeinden, grössere Schweizer Städte und Lindau, Ravensburg, Sigmaringen und Stuttgart sammelten Gelder um Heiden neu aufzubauen. Nachdem die alte Siedlungsstruktur durch den Brand zerstört worden war, veränderte Heiden sein Dorfbild markant durch die neuen klassizistischen Bauten im Dorfkern und die biedermeierliche Dorfanlage. Schon vor dem Dorfbrand gab es Pläne für einen klassizistischen Neubau der Heidler Kirche. Dieses Vorhaben wurde nach dem Brand mit Hilfe des renomierten Architekten Felix Wilhelm Kubly (1802-1872) realisiert. Dieser hat unter anderem auch die Kantonsschule St. Gallen und das Kantonale Zeughaus St. Gallen konzipiert.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich Heiden zu einem regionalen Zentrum für die Leinen- und Baumwollfabrikation entwickelt. Diese wirtschaftliche Entwicklung wurde begleitet von einer zunehmenden Stärkung des gesellschaftlichen Bewusstseins. Der Dorfbrand von 1838 unterbrach diesen Fortgang vorläufig. Nach dem Wiederaufbau begann der Aufstieg von Heiden zum Kurort, als 1847 Johannes Kellenberger seine Brauerei „Zum Freihof“ in eine Molkenkuranstalt umbauen liess.

Das Ortsbild von Heiden, das auf den Wiederaufbau nach der Brandkatastrophe von 1839 zurückgeht, gehört heute als Ortsbild mit nationaler Bedeutung zum Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS).

Autorin: Katharina Merian, Speicher

Chronologie:

7.9.1838 Dorfbrand in Heiden

1839 Beginn Wiederaufbau

Literatur:

Eggenberger, Peter: Vor 150 Jahren begann der Wiederaufbau. In: Neuer Appenzeller oder Häädler Kalender Nr. 124 (1990).

Fuchs, Thomas: Fitzi, Johann Ulrich. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.1.2005. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D41311.php (4.8.2011).

Huber, Johannes: Heiden. Ein Gang durch Geschichte und Architektur. Heiden 1998, S. 8-12.

ISOS – Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz. http://www.bak.admin.ch/isos/ (4.8.2011).

Künzler, Karl: Heiden. Heiden 1978, S. 17.

Schubiger, Benno: Kubly, Felix Wilhelm. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 4.11.2008. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D19884.php (4.8.2011).

Tags:

Besiedlung, Heiden, Katastrophe, Bildliche Darstellung, Graphik, Bauwerk, Dorfbild, Klassizismus

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