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Titel:

Grabinschrift für Johann Baptist Ulmann (1789-1831), Appenzell

Thema: Leute

Ort: Appenzell    (Karte anzeigen)

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Datum: 05.02.1831

Masse: 25 x 19,5 cm

Standort: Privatbesitz Maurus Fässler, Appenzell

Urheber/-in: unbekannt

Beschreibung:

Gedenkinschrift zur Grabplatte des Johann Baptist Ulmann (1789-1831), Hauptmann in holländischen Diensten. Messing, von Hand graviert. Das Grab befand sich einst auf dem Friedhof von Appenzell.

Geschichte:

Johann Baptist Ulmann wurde am 31. Juli 1789 in der Pfarrkirche von Appenzell getauft. Seine weiteren Vornamen lauten: Rudolf Ulrich Konstantin.  Er war das zweite Kind aus der Ehe des Johann Baptist Ulmann mit Maria Barbara Josefa Konstantia Streule. Der Vater wie auch der Grossvater väterlicherseits waren Hauptleute in französischen Diensten gewesen. Der Letztere, Johann Baptist (1720-1783), bekleidete in Innerrhoden während der Jahre 1771 bis 1775 zudem das Amt des Reichsvogts. Auch Johann Baptist betätigte sich militärisch; er tat dies aber in holländischen Diensten. Zuerst diente er dort als Leutnant im Regiment von Ludwig Auf der Maur und dann als Quartiermeister. In seiner Heimat war er Hauptmann des Innerrhoder Kontigents in der Schweizer Armee.

Ulmann war aussergewöhnlich gebildet. Er beherrschte mehrere Sprachen und verfügte über gute Kenntnisse in Arithmetik, Geografie und Geschichte. Wie Alois Knusert (1789-1836), ein ehemaliger Pestalozzi-Schüler in Yverdon, stellte auch er ab 1827 sein Wissen auf privater Basis zu Verfügung. Seine Privatschule befand sich in Appenzell im Haus "Brüggle"  (heute Weissbadstrasse 12). Es wird berichtet, dass er "durch mündliche und schriftliche Vorträge nicht wenig zu der in Appenzell 1828 stattgehabten Umwälzung" beigetragen hat.

Ulmann starb am 5. Februar 1831 in Appenzell und war verheiratet gewesen mit Maria Barbara Josefa Konstantia Mittelholzer (1792-1869), die eine Tochter Anton Josef Fidel Mittelholzer, in Innerrhoden Landschreiber und Landeshauptmann, war. Die Ehe wurde am 22. Oktober 1822 in Appenzell geschlossen. Aus der Verbindung ging einzig ein Kind hervor: Johann Baptist Eduard Ulmann (1812-1864). Auch dieser  trat in die Fussstapfen seiner Vorfahren; er diente in neapolitanischen Diensten.

Autor: Achilles Weishaupt, Appenzell Steinegg

Literatur:

Appenzellisches Monatsblatt, Nr. 9, 1831, S. 78-79

Koller,  Ernst H. Signer, Jakob: Appenzellisches Wappen- und Geschlechterbuch. Bern, Aarau 1926, S. 372 (zum Teil fehlerhaft)

Dörig, Monica. Weishaupt, Achilles: 200 Jahre Mädchenbildung in Appenzell Innerrhoden - 100 Jahre Schulhaus Chlos. Appenzell 2011, S. 19

 

Zusatztexte:

Appenzellisches Monatsblatt, Nr. 9 (1831), S. 78-79:

Nekrolog aus Appenzell I. Rh. (Eingesandt.)

Samstag den 5. Febr. starb hier in seinem 41. Lebensjahre, und wurde Montags darauf zur Erde bestattet Herr Johann Baptist Ulmann, ehemals Hauptmann bei hiesigem Contigente, und bis zu seinem Tode pensionirter Quartiermeister königl. Holländischer Dienste. Klarer Biedersinn, gütige Zuvorkommenheit und unvermüdete Thätigkeit, waren Hauptzüge dieses eben so aufgeklärten als klugen Mannes. Er hatte viele Sprachkenntnisse und war mit der alten und neuen Geschichte und Geographie und den weitausgedehnten Einzelnheiten der Arithmetik völlig vertraut. Bereits seit 11 Jahren gab er in obigen Fächern Privatunterricht, und die Fortschritte, welche die seinem Unterrichte anvertrauten Kinder machten, beweisen seine Festigkeit und gute Lehrmethode. Schade, dass seine wiederholten Aufforderungen und Aufmunterungen für Verbesserung der Schulen, sowohl mündlich, als schriftlich in öffentlichen Blättern ausgesprochen, nicht befolgt wurden; sicher wären dann unsere Lehranstalten nie in das Nichts zurückgesunken, in dem sich selbe leider nun befinden. Nicht wenig trug dieser Mann zu der hier im Jahre 1828 stattgehabten Umwälzung durch gediegene mündliche und schriftliche Vorträge bei, und war unermüdet, das Volk mit seinen angestammten demokratischen Rechten und Freiheiten vertraut zu machen. Zwar wollte pfäffischer Fanatismus nicht nur einmal ihn zum Freigeist stempeln, sei dieses nun wegen politischen und religiösen Ansichten, oder weil er vielleicht manchmal die unrühmliche Verwaltung der Schulraths-Präsidentenstelle u.d.g. rügte, geschehen, so muss gleichwohl gesagt werden, dass die Losreissung des verstorbenen Hrn. Ulmanns von veralteten Missbräuchen und lächerlichen Vorurteilen, und die Anschliessung an das wirklich Edle, Wahre und Gute durchaus nicht mit schwindelköpfiger Freidenkerei kann und darf verglichen werden.

Transkription:

"Hier ruht / Herr Joh. Bapt. Ulrich Ulmann, / ehemal. Hauptmann in Holl. Diensten. / Geboren den 31. Juli 1789. / Gestorben den 5. Februar 1831. / Sanft sei dein Schlaf nur eine kurze Nacht. / Und Du bist wiederum erwacht. / Und Du bist mir, und ich bin Dir zurückgegeben. / Wohl Dir und mir mit heiterm Blik / Geh' ich belehrt von deinem Grab zurük. / Dein Tod beruhiget mein Leben. / Ein guter Vater warst Du mir. / Drum weih ich diese Wünsche Dir / Mit reiner Kindlichkeit. / Dies aus Eduards innerm Triebe. / Als Beweis der stäten Liebe. / Bis in alle Ewigkeit. / R.I.P."

Tags:

Militär, Appenzell, Bildung, Schule

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