Zeitzeugnisse

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Titel:

Totengedenken im Rüütiger Kirchenbuch

Thema: Leute

Ort: Reute    (Karte anzeigen)

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Datum: 08.02.1773

Masse: 33 x 21 cm

Standort: Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, Depositum der Gemeinde Reute

Urheber/-in: Pfarrer Laurenz Tanner

Beschreibung:

Von 1748 bis 1775 führte der aus Herisau stammende Laurenz Tanner (1722-1782) als Ortspfarrer das Kirchenbuch der Gemeinde Reute. Gegen Ende seiner Amtszeit zeichnen sich seine Einträge durch ausführliche Angaben und schöne Schreibschrift aus. Besondere Sorgfalt verwandte der Pfarrer auf die Sterbenotizen, wie dies seine ersten Einträge im „Verzeichnus der Verstorbnen Ao MDCCLXXIII“ (1773) illustrieren. Das lediglich mit einem Karton-Einband versehene und erhebliche Gebrauchsschäden aufweisende Kirchenbuch der Gemeinde Reute enthält viele hundert Einträge über Taufen, Eheschliessungen und Bestattungen aus dem Zeitraum 1698 bis 1775.

Geschichte:

Die reformierte Bevölkerung am Oberen Hirschberg , die seit 1688 über eine eigene Kirche verfügte, dürfte in den 1770er-Jahren rund 700 Personen umfasst haben. Wer Näheres über die damalige Bevölkerung von Reute in Erfahrung bringen möchte, muss das dicke Kirchenbuch konsultieren. Darin ist die Familiengeschichte der alten Rüütiger Bürgergeschlechter Bänziger, Eugster, Fröhlich, Graf, Hohl, Keller, Klee, Künzler, Niederer, Rechsteiner, Reifler, Rohner, Rumel und Sturzenegger dokumentiert.
Im Jahr 1773, das sich laut chronikalischen Berichten durch warme Sommermonate und „gesunde Witterung“ auszeichnete, konnte der Pfarrer 18 Taufen vornehmen und gar 20 Trauungen abhalten. Anderseits galt es 15 Todesfälle zu registrieren, während kurz zuvor 1771 wegen der grossen Hungersnot 72 Bestattungen stattgefunden hatten. Die Todesfälle im Jahr 1773 betrafen 1 Totgeburt, 5 Kinder im Alter zwischen 5 Wochen und 14 Jahren sowie 9 Erwachsene. Eine der sechs 1773 verstorbenen Frauen war Salome Niederer, die 1731 als Tochter des Chirurgus Johann Caspar Niederer und der Helena Schachtler zur Welt gekommen war und in ihrem 42. Altersjahr an einem „hizigen Fieber“ verstarb. Während ihrer Ehe mit Johannes Graf gebar sie sieben Kinder, wovon bei ihrem Tod nur mehr drei Töchter am Leben waren. Lobend erwähnt der Pfarrer ihre Tätigkeit als erfahrene und hilfreiche Hebamme.

Autor: Peter Witschi, Herisau

Literatur:

Rohner, Josef: Geschichte der Gemeinde Reute AR. Heiden 1954.

 

Walser, Gabriel: Appenzeller-Chronick. In welcher alle Begebenheiten so sich von 1772-1798 zugetragen, unpartheyisch beschrieben sind, bearb.

Gabriel Rüsch. Schaffhausen 1837.

 

Hans-Martin Stückelberger: Die Pfarrerschaft der evangelisch-reformierten Landeskirche beider Appenzell. Herisau 1977.

 

Transkription:

„Salome Nidererin / nat. Ao 1773 den 19. Jan. Parent Hr. Joh. Caspar
Niderer Chirurg: u. Fr. Helena Schachtlerin seel.. / copulata
Ao 1755 den 15 Marty cum iquius contristato viduo Johanes Graf
lebte mit ihme in fridlicher Ehe 18 Jahr weniger 5 Wochen,
erzeügte 7 Kinder, 4 Knäbl: u. 3 Töcht: noch 3 Töchterl:
am Leben, war eine wohlerfahrne Wehmutter, deren Hand
der Hr. gesegnet u. durch sie Hilf erwisen, aegrotavit 9 Tag an
einem hizigen Fieber, obijt Freytag Morgen zwischen 3 u. 4 Uhren
Aetat: 42 Jahr u. 3 Wochen, weniger 2 Tag.“

Aus: StAAR, Depositum der Gemeinde Reute.

Tags:

Bevölkerung, handschriftlich, Kirchenbuch, Reute, Pfarrer, Hebamme, Totenbuch

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