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Titel:

Maturakarte 1942

Thema: Kultur

Ort: Appenzell    (Karte anzeigen)

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Datum: --.06.1942

Masse: 10,5 x 14,5 cm

Standort: Archiv Gymnasium Appenzell (Fotos, Schachtel 95)

Urheber/-in: P. Adalbert Wagner

Beschreibung:

Seit der Einführung der Matura (1941 kantonal, 1942 eidgenössisch) am Gymnasium Appenzell machte es sich jede Maturaklasse bis heute zur Ehre oder zur Pflicht, am Ende ihrer „Kollegikarriere“ eine Maturakarte oder später ein Maturabüchlein herauszugeben. Die Maturanden wollten auf diesem Weg ihren Bekannten und Verwandten die Freude über das Erreichte ausdrücken. Mit der Einführung der eidgenössischen Matura war ein wichtiger Meilenstein gesetzt. Das zeigt sich auch auf der vom damaligen Geschichts- und Zeichnungslehrer P. Adalbert Wagner entworfenen Maturakarte von 1942. Die Maturanden – damals noch ausschliesslich Burschen – lassen sich in den Körnern einer reifen Ähre abbilden. Dazu gehörte auch die Sichel, um den Ährenschnitt anzudeuten, eine Sichel, die wohlweislich mit dem Schweizerkreuz – und nicht mit dem Hammer – versehen ist.

Geschichte:

Im Jahre 1908 gründeten die Kapuziner das Kollegium St. Antonius mit einer Realschulabteilung und einem Untergymnasium. 1919  wurde das Gymnasium auf vier und 1924 auf sechs Klassen ausgebaut. Mit dem Neubau des Westtrakts von 1941 waren die Voraussetzungen für ein Vollgymnasium mit sieben Klassen gegeben. Im selben Jahr konnte erstmals das kantonale Maturitätszeugnis ausgestellt werden. Mit sichtlicher Freude teilte der damalige Rektor P. Leander Fahr im Jahresbericht mit: „Alle 18 Schüler des 2. Lyzealkurses (der 7. Gymnasialklasse) haben das (kantonale) Reifezeugnis erworben. Als Berufsstudium haben sie in Aussicht: Theologie 15, Jurisprudenz, Philosophie und Technik je 1.“

Was für den aussenstehenden Betrachter als eine selbstverständliche Entwicklung erschien, war in Wirklichkeit sehr schwierig verlaufen. Die Kapuziner sahen sich 1939/40 eher unerwartet mit dem Problem konfrontiert, dass die eidgenössische Maturitätskommission in Bern gegenüber privaten und katholischen Mittelschulen bezüglich der Matura-Anerkennung sehr zurückhaltend oder gar abweisend war. In dieser heiklen Situation hatte Landammann Carl Rusch Bundesrat Philipp Etter, den Vorsteher des Departements des Innern, höchstpersönlich kontaktiert. Etter war schliesslich zu einer salomonischen Lösung gekommen, die von der innerrhodischen Regierung übernommen wurde. Demnach beschloss die Standeskommission im Sommer 1940, dem Kollegium „den Charakter der Kantonsschule von Appenzell I.Rh.“ zu verleihen, es der Aufsicht der kantonalen Behörden zu unterstellen und die kantonale Maturitätsanerkennung durchzusetzen.

Unter diesen Bedingungen sprach sich der Bundesrat am 6. Oktober 1941 für die provisorische Anerkennung der Matura Typus A aus. Der provisorische Status geht auf die Anregung der eidgenössischen Maturitätskommission zurück, die „sich im Laufe der nächsten Jahre vergewissern“ wollte, „ob der gegenwärtige befriedigende Zustand andauert und nicht bloss das Ergebnis günstiger, jedoch rein zufälliger Faktoren darstellt“. Mit der Anerkennung war für Appenzell I.Rh. eine schwierige Hürde genommen, und der Kanton hatte, wie Carlo Schmid einmal sagte, „einmal mehr seine Strategie erfolgreich verfolgt: sich eine gute Mittelschule zu erhalten, ohne sich dabei finanziell zu übernehmen“.

Nach einer längeren Übergangszeit erfolgte 1944 die endgültige Anerkennung des Typus A und im September 1945 des Typus B durch den Bund. Im letzteren Fall hatte die eidgenössische Kontrollstelle angeblich zugewartet, bis der Nachweis eines qualitativ „besseren“ Englischunterrichts erbracht war.

Seit der Einführung der eidgenössischen Maturität im Jahre 1942 bis 2010 haben insgesamt 1930 Schüler und Schülerinnen den Maturitätsausweis entgegennehmen können. Hinzu kommen noch jene 18 Gymnasiasten, die 1941 das kantonale Reifezeugnis erworben haben. Bemerkenswert ist, dass erst 1971 Mädchen Zugang ins Untergymnasium und eine Schülerin ins Obergymnasium erhielten. 1973 erhielt letztere als erste Frau am Kollegium das eidgenössische Maturazeugnis. Bis 2010 erwarben 380 Schülerinnen den eidgenössischen Maturitätsausweis.

Autor: Josef Küng, Appenzell

Literatur:

Küng, Josef: Maturakarten und Maturabüchlein (1941-1945). In: „Antonius“. Zeitschrift Gymnasium St. Antonius, Appenzell, Dezember 2001, S. 16-22

Küng, Josef: 50 Jahre eidgenössisch anerkannte Matura in Appenzell. In: „Antonius“ Zeitschrift Gymnasium St. Antonius, Appenzell, März 1992, S. 10-19

Küng, Josef: 100 Jahre Gymnasium St. Antonius, Entwicklung des Gymnasiums in den letzten 35 Jahren. In: „Antonius“. Zeitschrift Gymnasium St. Antonius, Appenzell, Juni 2008, S. 10-11, 19-20

 

Tags:

Karte, Appenzell, Bildung, Mittelschule, Schule, Kollegi, Pater, Gymnasium, Innerrhoden, Zeichnung, Matura

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