Zeitzeugnisse

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Titel:

Vorschriften für Johannes Kellenberger aus Speicher

Thema: Leute

Ort: Speicher    (Karte anzeigen)

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Datum: --.--.1817

Masse: 16 x 21 cm

Standort: Privatbesitz Hansueli Zuberbühler, Rehetobel; Digitalisat Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden

Urheber/-in: Kellenberger, Johannes

Beschreibung:

Im Notizbuch aus dem Jahr 1817 von Johannes Kellenberger aus Speicher finden sich 65 Vorschriften. Die Vorschriften haben jeweils einen Titel mit grossen Initialen am Anfang. Der Textkörper selbst besteht meistens aus acht Zeilen und religiösem Inhalt, zudem werden jeweils auf den letzten drei Zeilen das Alphabet und die Zahlen von 1-9 resp. von 1-12 aufgezählt.

Die Transkription von Johannes Kellenbergers sechzigster Vorschrift "Wer rüstet mich mit Muth" ist eine Passage vom Lied zur Unsterblichkeit und Vergeltung nach dem Tode, welches auch in der zweiten Auflage des Allgemeinen Evangelischen Gesangbuch für das Grossherzogtum Hessen (1837) gefunden werden kann.

Geschichte:

Während der Revolutionszeit und den Dreissigerjahren des 19. Jahrhunderts wurden in den Schulen das Buchstabieren, Lesen, Schreiben, etwas Rechnen und Religion gelehrt. Die Schüler lernten im Schreiben zuerst das ABC. Danach lernten sie einen kleinen Vers zu schreiben und später vom Schulmeister mehrere Vorschriften, d.h. Schreibvorlagen aus der Bibel, Gesangbüchern, Gedichten oder Geschichten abzuschreiben. Daraus entstand die Tradition des „Osterschreibens“. Die Arbeiten der Schüler wurden im Hinblick auf den Ostermontag geschrieben und vom Pfarrer und den beiden Hauptleuten bewertet und prämiert. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Schriften orthographisch richtig geschrieben wurden. Die Hauptanforderung bestand einzig aus der Schönschrift. Dementsprechend wurde auch nur die schönste Schrift ausgezeichnet, während die schlechteste Arbeit den Übernamen „d’Sau“ erhielt. Den Schülern war es erlaubt mit ihren Schriften zu hausieren, was nicht als Bettlerei empfunden wurde. Allerdings resultierte aus diesem Hausieren, dass einige Schüler, obschon sie gut lesen und fehlerfrei schreiben konnten, aber über keine schönschriftlichen Fähigkeiten verfügten, keinen Preis und auch kein Geld erhielten.

Adrian Schiess (1786-1841), ehemaliger Pfarrer in Herisau, meinte zu den Osterschriften: „Und von der Überschäzung der Schriftziererei, ich möchte sagen – von der Malerwuth kommt es her, dass heut zu Tage noch viele Erwachsene einen ordentlichen Buchstaben krazen, aber kaum ihren werthen Namen richtig schreiben können.“

Autorin: Nina Sonderegger, Speicher

Literatur:

Allgemeines evangelisches Gesangbuch für das Grossherzogtum Hessen. http://books.google.ch/books?id=uYptm5dQiy4C&pg=PA178 (29.10.10).

Landesschulkommission von Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Heimatbuch für Appenzeller. Urnäsch 1984, S. 152-154.

Rotach, Walter: Die Gemeinde Herisau. Ortsbeschreibung und Geschichte. Herisau 1929, S. 338-339.

Züst, Ernst u.a.: Chronik der Gemeinde Walzenhausen 1638-1988. 350 Jahre Kirche Walzenhausen. Walzenhausen 1988, S. 182-183.

Transkription:

Wer rüstet mich mit Muth und Kraft, aus Ende meiner Pilgerschaft? Wer ist, o Gott mein Retter hier? Du bist es mir! Und niemand ist es ausser dir. Du bringst mich, bin ich  nur bereit, zum sichern Glücks der Ewigkeit; wo man des kurzen Grams vergisst, wo mancher Christ schon vor mir hingegangen ist. Froh werd auch ich, wenns dir gefällt, ein Bürger deiner bessren Welt. 1.2.3.4.5.6.9.7.8.9.0.

[...]

Johannes Kellenberger [...] 19. Juny 1817

Tags:

Text, handschriftlich, Schule, Brauchtum, Speicher, Osterschriften

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