Zeitzeugnisse

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Titel:

Hauptmann Bartholome Würzer von Hundwil

Thema: Leute

Ort: Hundwil    (Karte anzeigen)

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Datum: --.--.1870

Masse: 54 x 48 cm

Standort: Privatbesitz Ernst Bänziger, Herisau; Digitalisat Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, KB-015052

Urheber/-in:

Beschreibung:

Fotografie von Hauptmann Bartholome Würzer (1815-1879) aus Hundwil in einem Holzrahmen mit Glasscheibe.

Geschichte:

1845 schlossen die sieben katholisch-konservativen Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis ein Separatbündnis, das sie als eine Schutzvereinigung sahen, vor allem zur Wahrung der katholischen Religion und der Kantonssouveränität. Die Liberalen der Eidgenossenschaft sahen in diesem Separatbündnis jedoch ein illegales Bündnis. Die Krise eskalierte und mündete 1847 in einem Bürgerkrieg, dem Sonderbundskrieg. Der Sonderbundskrieg wurde von General Dufour auf der Seite der eidgenössischen Truppen geführt. Auch der Kanton Appenzell Ausserrhoden (Appenzell Innerrhoden verhielt sich neutral) hatte der Kriegsführung Truppen zur Verfügung zu stellen. Aufgeboten wurde u.a. die Kompanie Würzer, Bestandteil des Bataillon Bänziger. Die militärische Stärke der Ausserrhoder am Vorabend des Sonderbundskrieges bestand aus den 21 bis 27-Jährigen (Auszug), den Männern zwischen dem 28. und 36. Lebensjahr (Reserve) und aus den übrigen Dienstpflichtigen bis zum 50. Altersjahr (Landwehr). Sie bildeten das Ausserrhoder Bundeskontingent, welches 1841 vom Nidwaldner Oberst Zelger in Herisau und Heiden besichtigt wurde. Damals kritisierte er, dass "wegen zu kleinen Wuchses" und aufgrund zum Teil mangelnder Ausrüstung mehrere Männer für einen Feldzug untauglich seien. 

Im Sonderbundkrieg selbst bekamen die Appenzeller Truppen im Bataillon Bänziger „am meisten Pulverdampf zu riechen“ (Schläpfer, S. 426).  Am 23. November brachten die Gefechte von Gisikon und Meierskappel die Entscheidung zugunsten der eidgenössischen Truppen unter General Dufour. Kommandant Würzer hielt in seinem Bericht fest: "Endlich war die Schanze Gislikon [=Gisikon], auf welche unsere [also General Dufours] Batterien feuerten, vom Feind [den Sonderbündlern] nicht mehr zu halten, und es ertönte von allen Seiten: Vorwärts, vorwärts! Bis auch wir selber in Gislikon und später auf dem Rootenfeld, wo über 10'000 Mann von General Dufour in einem Biwak lagerten, ankamen [...] Es tagte, es brach der 24. November an. Ein Wagen, mit weisser Fahne aufgepflanzt, langte im Biwak an. Parlamentäre, die nach dem General Dufour fragten, barg dieser Wagen. Die Kriegsszene änderte sich: Die Feldmusiken spielten und Trompetengeschmetter mischte sich darin. Gruppen an Gruppen von Soldaten verschiedener Kantone sammelten sich, jauchzten, scherzten enthusiastisch, bis das Kommando: Marsch nach Luzern, erfolgte. Die Feinde waren verschwunden." (In: Hondwiler Blättli Nr. 22 (1997), S. 18f.)

Die Kompanie Würzer, Bestandteil des Bataillon Bänziger, wurde vom Hauptmann Bartholome Würzer kommandiert. Am 23. November 1857, zehn Jahre nach dem Gefecht bei Gisikon, hielt Bartholome Würzer folgendes zum Sonderbundskrieg fest: „Das Jahr 1847 ist vielleicht das wichtigste und folgenreichste Jahr in unserer Lebensperiode, an dieses Jahr knüpfen sich viele ernste und auch viel schöne Erinnerungen. Auch in diesem Jahr war unser Kompagnieverband gegründet, zu einer Zeit, wo gewitterschwangere Wolken am Horizont sich zusammenzogen, wo es galt, einen aus dem Reich der Finsternis entstandenen Bund von 7 Kantonen, den Sonderbund genannt, zu zerstören und aufzulösen.“ (In: Hondwiler Blättli Nr. 22 (1997), S. 17)

Autoren: Ernst Bänziger, Herisau, und Nina Sonderegger, Speicher

Chronologie:

1832 Erste Sonderbundschlüsse des liberal-radikalen und konservativen Lagers

1845 Seperatbündnis Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis

1847 Bürgerkrieg / Sonderbundskrieg

1848 erfolgte eine Bundesrevision nach liberal-radikalem Programm. Die Mehrheit der Kantone nahm in Volksabstimmungen die neue Bundesverfassung an. Damit wurde der Bundesvertrag von 1815 aufgelöst.

Literatur:

Naef, Jean: Wie die Hundwiler vor 150 Jahren den Sonderbunskrieg erlebten. In: Hondwiler Blättli Nr. 22 (1997), S. 15-20.

Roca, René: Sonderbund. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.08.2010. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D17241.php (26.11.2010).

Schläpfer, Walter: Appenzeller Geschichte, Bd. II. Appenzell Ausserrhoden von 1597 bis zur Gegenwart. Herisau 1972, S. 420-428.

Tags:

Fotografie, Krieg, Sonderbund, Sonderbundskrieg, Verfassung, Staat

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