Zeitzeugnisse

Drucken nächster Zufallsartikel

 

Bild

Titel:

Eine Fabrik für den Appenzeller Alpenbitter

Thema: Wirtschaft

Ort: Schwende    (Karte anzeigen)

Grössere Kartenansicht

Datum: --.--.1948

Masse: 11,5 x 17,8

Standort: Landesarchiv Appenzell Innerrhoden

Urheber/-in:

Beschreibung:

Bau der neuen Fabrik der Emil Ebneter & Co. AG, seit 2006 Appenzeller Alpenbitter AG, an der Weissbadstrasse, 1948. Im Hintergrund die katholische Kirche St. Mauritius, Appenzell. Im Vordergrund rechts hinter dem hölzernen Gebäude die Dampfbrennerei mit Hochkamin, in der die Emil Ebneter AG seit 1916 hochprozentigen Alkohol brannte. Auf dem zweiten Bild im Vordergrund links das helle neue Betriebsgebäude, in dem die aufstrebende Firma unter einwandfreien Bedingungen qualitativ hoch stehende Produkte herstellen konnte. Bild 3: Bauarbeiten. Bild 4: Blick in die Produktionsräume.

Geschichte:

Der Appenzeller Alpenbitter gehört wie das Appenzeller Bier oder die Appenzeller Biberli zu den Produkten, welche den bekannten Ortsnamen als Marketingmittel einsetzen. Hergestellt wird der populäre Kräuterschnaps von der Appenzeller Alpenbitter AG. Die im Bezirk Schwende beheimatete Firma wurde 1902 vom jungen Kaufmann Emil Ebneter (1883-1938) als Spirituosenhandlung gegründet. "Grichtschriebers Emil" war in Zürich und im Welschland ausgebildet worden und hatte erste Erfahrungen als Handelsreisender für Wein gemacht. Angeregt durch die im Appenzellerland wachsenden Heilkräuter fand er ein eigenes Rezept und liess dafür 1907 den Markennamen 'Appenzeller Alpenbitter' schützen. Zusammen mit seinem erst 19-jährigen Schwager Beat Kölbener (1889-1948) gründete er 1908 die Firma Emil Ebneter & Co. und nahm auf einer kleinen fahrbaren Brennerei die Produktion auf. Die Geschäftsräumlichkeiten befanden sich in der "Konzerthalle", ein Gebäude, das von Kölbeners Vater 1876 als Stickfabrik erbaut worden war, seit 1889 aber als Restaurant mit Musikbetrieb gedient hatte. 1914 gewannen die beiden jungen Unternehmer an der Schweizerischen Landesausstellung in Bern eine Goldmedaille für den Alpenbitter. Der unternehmerische Schwung wurde jedoch schon wenig später durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges gebremst.

Trotzdem erwarben Ebneter und Kölbener 1916 das Säge- und Hobelwerk von Johann Josef Hersche an der Weissbadstrasse, womit die Firma in den Besitz  ihres heutigen Betriebsgeländes gelangte. In der Sägerei wurde eine neue Dampfbrennerei mit Hochkamin erbaut und das Warenlager für die fertigen Produkte eingerichtet. So konnten nach dem Krieg neue Likörrezepte umgesetzt werden. Die Firma Ebneter stellte auch Edelbranntweine und Fruchtsirupe her und richtete eine Mosterei ein. Ende der 1920er-Jahre verfügte das Unternehmen bereits über eine ganzen Stab von Vertretern, welche die Produkte in Gaststätten und im Detailhandel vertrieben. 1938 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 360'000 Franken. 1943 konnten eine Pensionskasse sowie eine Firmenkrankenkasse für das Personal gegründet werden. Der wachsende Erfolg wurde auch durch die so genannte Schnapsfälscheraffäre nicht in Frage gestellt. 1939 untersuchte die Bezirksanwaltschaft Zürich Betrugsfälle, in die mehrere Schweizer Spirituosenhersteller verwickelt waren. Es stellte sich indes rasch heraus, dass die Firma Ebneter mit solchen Machenschaften nichts zu tun hatte. Der Alpenbitter war und blieb eine unverfälschtes Getränk.

Der Aufschwung nach Kriegsende liess die Geschäftslokalitäten bald zu klein werden. Deshalb verliess die Firma die Konzerthalle sowie die Lagerkeller, Magazine und Büros, die sie im Verlaufe der Zeit in der näheren Umgebung gemietet hatte. Auf dem heutigen Firmengelände an der Weissbadstrasse entstand 1948 ein neuer Fabrikbau, der die Fabrikationskapazitäten wesentlich erweiterte. Der wachsende Erfolg rief indessen auch unliebsame Konkurrenten auf den Plan. Der Appenzeller Alpenbitter wurde in den fünfziger Jahren von einer Firma konkurrenziert, welche ihr Produkt 'Appenzeller Berggeist Bitter' nannte. Die Emil Ebneter AG zog den daraus resultierenden Markenrechtsstreit bis vor Bundesgericht und bekam schliesslich 1955 recht.

Autor: Stephan Heuscher, Appenzell

Literatur:

50 Jahre Emil Ebneter & Co. AG, Appenzell. Appenzell 1952

75 Jahre Emil Ebneter & Co. AG, Appenzell. Appenzell 1977

Appenzeller Volksfreund Nr. 56, 10. Mai 1928 und Nr. 59, 15. April 1948

Lehni, Felix Franz: Industrie in Appenzell Innerrhoden. Appenzell 1969 (Separatdruck aus dem Appenzeller Volksfreund, 20. Sept. 1969)

Signer, Jakob: Chronik der Appenzell Innerrhodischen Liegenschaften. In: Appenzellische Geschichtsblätter Nr. 7, Dez. 1939, Nr. 21, Nov. 1940 und Nr. 10, Mai 1945

Tags:

Appenzell Innerrhoden, Fotografie, Wirtschaft, Bilddokument, Schwende, Industrie, Alpenbitter, Appenzeller

Ähnliche Themen:

Fotografie Bilddokument Appenzell Innerrhoden Wirtschaft Schwende Industrie Alpenbitter Appenzeller