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Titel:
Min Vatter ischt en Appezöller
Thema: Leute
Ort: Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden (Karte anzeigen)
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Datum: 10.07.1964
Standort: Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, App b 1748
Urheber/-in: Koller, Walter und Schläpfer, Hans
Beschreibung:
Das Stück "Min Vatter ischt en Appezöller – Mon père est un Appenzellois" wurde am Bunten Abend des Appenzeller Kantonaltags an der Expo 1964 aufgeführt. Es handelte sich dabei um die Inszenierung einer Schulstunde, welche dem Publikum die Geschichte des Appenzellerlandes näherbringen sollte – im Appenzeller Dialekt und in Französisch für die Waadtländer Gastgeber. Das Stück wurde so konzeptualisiert, dass ein Lehrer seine Schulklasse nach geschichtlichen oder auch kulturellen Themen fragte, worauf die Schüler antworteten und ihr Wissen über deren Heimat präsentierten. Die beschriebenen Episoden der Appenzeller Geschichte wurden an diesem Bunten Abend zusätzlich auf der Bühne dargestellt.
Geschichte:
Die Landesausstellung 1964 in Lausanne war weitgehend von einem abstrakten Konzept geprägt. Die Appenzeller Inszenierung von Originalität und Schweizer Brauchtum an deren Kantonaltag stand in totalem Kontrast zur Gesamtkonzeption der Landi und brachte dem "Alpsteinvölklein" schweizweit grosse Sympathiebekundungen.
Eigentlich wären es zwei Kantonalfeiertage gewesen, der 10. und 11. Juli. Der grosse Appenzeller Festakt beschränkte sich allerdings auf den ersten Tag, wohingegen der zweite eher ruhig und ohne Feierlichkeiten ablief. Nach Ankunft der Appenzeller in Lausanne begann der Festtag mit einem Umzug, der von Trommlern, Pfeiffern und Säbelträgern begleitet wurden. Zahlreiche Trachtenträger waren ebenfalls vor Ort. Später wurde dann ein Bunter Abend veranstaltet, der so erfolgreich war, dass es sogar Leute gab, die keinen Einlass in die Veranstaltungshalle fanden; diese umfasste immerhin 4000 Plätze. Der Bunte Abend wurde als Schulstunde inszeniert, an dem die Appenzeller Geschichte und Kultur dem begeisterten Publikum offenbar eingängig vermittelt wurde – von der Landesteilung, die durch eine Teilung der Bühne symbolisiert wurde, bis hin zur Schlacht am Stoss, von Kindern nachgespielt und "Südwoorscht mit Hedepfelsalat" fehlte nichts. Besonderen Anklang fand die Inszenierung des Brückenbaus über der Sitter unter dem Zeichen Ulrich Grubenmanns (1668-1736). Dieser Brückenschlag über die getrennten Bühnenhälften symbolisierte nicht nur die Zusammengehörigkeit der beiden Rhoden – "glich im Grond ee Appezöll", sondern auch die Verbindung des Appenzellerlandes mit der Schweiz und der Welt. Schliesslich waren auch Kinder aus dem Pestalozzidorf, italienische Gastarbeiter und Waldstätter Tibeter mit von der Partie.
Die Appenzeller an der Expo, welche, als sie sich dann selbst auf dem Ausstellungsgelände tummelten, angesichts eines Werkes von Jean Tinguely herzlich lachten und nicht in abgehobene intellektuelle Kulturkritik verfielen, haben mit ihrer volkstümlichen Darbietung unter dem Motto "Kurz ist nicht klein" die Herzen des Publikums gewonnen. Bruno Knobel schrieb kurz darauf im Nebelspalter über den Appenzeller Kantonaltag: "Hinter dem Säntis ist [eben] nicht hinter dem Mond!" und titelte mit: "Klein, aber OHO!"
Autorin: Katharina Merian, Speicher
Literatur:
Denkwürdiger Auftritt der Appenzeller an der Expo. 10./11. Juli 1964. Beilage zur Appenzeller Zeitung Nr. 162 vom 13. Juli 1964.
Knobel, Bruno: Klein, aber OHO! In: Nebelspalter Nr. 33 (1964), S. 9.
Zwölf Rhoden – zwei Halbkantone – ein Volk. In: St.Galler Tagblatt Nr. 321 (1964), S. 16.
Zusatztexte:
Und was andere schrieben:
[Internationale Pressestimmen zum Appenzeller Kantonaltag an der Expo]
United Press International: «Kurz ist nicht klein» – diese Antwort auf die vielen Appenzellerwitze war das Motto des Schlußteils des farbenprächtigen Umzuges, mit dem die Appenzeller am Freitag ihren Expo-Kantonaltag feierten. Trotzdem machte sofort das geflügelte Wort die Runde, viele Appenzeller seien nicht durch die Eingänge in die Landesausstellung gekommen, sondern einfach unter dem Zaun durchspaziert.
Schweiz. Politische Korrespondenz: [Das Appenzellerland] entpuppte sich als der gastfreundlichste Doppelstand der Eidgenossenschaft. Die beiden Halbkantone beherbergen nämlich verhältnismäßig eines der kleinsten Ausländerkontingente der Schweiz. Trotzdem brachten sie ihre Gastarbeiter in dankbarer Anerkennung der nützlichen Dienste mit an den Ehrentag.
Neue Zürcher Zeitung: [...] Wenn nicht alles trügt, so ist den kleinsten Leuten der Schweiz die Wahrung ihres Rufes als zugleich unterhaltsamste Volksgruppe durchaus geglückt. [...] Erstaunlich war für viele der Anwesenden, daß ausgerechnet der kleine Ostschweizer Stand den wohl internationalsten aller Kantonaltage präsentierte. Und zwar durch sich folgenden Darbietungen der Kinder aus dem Pestalozzidorf Trogen, der Tibeterkolonie Waldstatt sowie der «Südappezöller», als welche die italienischen Gastarbeiter vorgestellt wurden.
(Beilage zur Appenzeller Zeitung Nr. 162 vom 13. Juli 1964)
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Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, Leute, Kultur, Theater, Textdokument, Brauchtum, Landesausstellung, Lausanne, Dialekt
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