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Titel:

Hilfsaktion für Kriegsopfer in Frankfurt am Main

Thema: Leute

Ort: Hundwil    (Karte anzeigen)

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Datum: --.--.1949

Standort: Vorbesitz Urs Eugster, Weesen; seit Frühjahr 2010 Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Familienarchiv Eugster

Urheber/-in:

Beschreibung:

Serien von Schwarz-Weiss-Fotografien, die den Aufbau der alten Militärbaracke dokumentieren. Im Hintergrund sind zerstörte Häuser sichtbar. Das zweite Bild zeigt fünf junge Frauen in Kleidern beim Ballspiel vor der Baracke. Das dritte Bild ist eine Panoramaaufname aus dem Jahr 1949, welche die Umgebung der alten Militärbaracke zeigt. Im Hintergrund – drei Jahre nach Kriegsende – stehen die Häuserruinen noch immer. 

Alle drei Fotos stammen aus einem Fotoalbum von Marguerite Eugster.

Geschichte:

Frankfurt am Main 1946. Die Stadt in Trümmern. Schutt auf den Strassen. Ausgebrannte Ruinen, die trostlos in den Himmel ragen. Verzweiflung und Resignation der Bürger.

Dies war der Moment, als Marguerite Clara Eugster (1895-1988), Tochter des "Weberpfarrers" Howard Eugster, in der Schweiz ihre Habe zusammenpackte und mit einer Privatexpedition nach Frankfurt reiste um der durch den Krieg zerrütteten deutschen Bevölkerung zu helfen. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Frankfurt 550000 Menschen, nach dem Krieg waren es nur noch 269000. Bei den Opfern handelte es sich nicht nur um Gefallene an der Front, sondern auch um Zivilisten, die bei Flugzeugangriffen ums Leben gekommen oder die innerhalb Deutschlands evakuiert und weit im Land herum verstreut worden waren.

Bei ihrer Nothilfe-Aktion hatte Marguerite Eugster unter anderem eine ausrangierte Militärbaracke der Schweizer Armee nach Frankfurt transportieren lassen. Diese Baracke durfte sie auf einem zerstörten Gelände in Frankfurt aufbauen. Durch den Einsatz und die Hingabe der protestantisch-sozial geprägten, tief religiösen und karitativ wirkenden Appenzellerin wurde die Baracke in der Folgezeit zu einem Zufluchtsort für viele notleidende Menschen.

1966, rund 20 Jahre später, sprach der Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Kraft nicht nur vom Vertrauen der Bevölkerung in die nach Kriegsende neu gewählten Körperschaften als Notwendigkeit für den erfolgten Wiederaufbau, sondern vor allem auch von den zahlreichen Vereinen und Organisationen, welche diesen tatkräftig vorantrieben. Marguerite Eugster – eine Person, die von aussen kam – blieb zwar in dieser Ansprache ungenannt, wie unzählige unbekannte Helferinnen und Helfer auch. Die Fotografien von Marguerite Eugsters Baracke sprechen aber Bände  – stellvertretend für alle anonymen Wiederaufbauerinnen und Wiederaufbauer Frankfurts und aller anderen im Zweiten Weltkrieg zerstörten Städte.

Autorin: Katharina Merian, Speicher

Chronologie:

1939 Angriff der Wehrmacht auf Polen

1942 Zunehmende Anzahl Luftangriffe der Alliierten auf Deutschland

1943 Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad - Wende an der Ostfront

1944 Mehrfach Bombardierung Frankfurts; Alt- und Innenstadt beinahe komplett zerstört

1945 Kapitulation der Wehrmacht (Kriegsende in Europa), Kapitulation Japans nach Atombombenabwurf in Hiroshima und Nagasaki

Literatur:

Sandoz, Yves: Humanitäre Hilfe. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.1.2008. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D26459.php (27.8.2012).

Informationen aus dem Rückblick auf Marguerite Clara Eugsters Leben anlässlich ihrer Beerdigung. KBAR (ungedruckt)

Tags:

Fotografie, Krieg, Leute, Nothilfe, Eugster Marguerite Clara, Frankfurt am Main, Humanitäre Hilfe

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