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Titel:

Geometrischer Grundriss von Forren

Thema: Land

Ort: Schwende    (Karte anzeigen)

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Datum: 20.10.1800

Masse: 96 x 125 cm

Standort: Landesarchiv Appenzell Innerrhoden

Urheber/-in: Geometer Johannes Feurer, Bernhardzell

Beschreibung:

Landkarte des Grundbesitzes der Korporation Forren gezeichnet vom Bernhardzeller Geometer Johannes Feurer am 20. Oktober 1800. Rechts der Hauptbesitz in der Allmend Forren. Unten eine kleinere Liegenschaft im Gebiet des ehemaligen Schlachthauses (heute Werkhof des Bezirks Appenzell) betitelt mit "das Alment auf der Setren". Links unten die Stauden beim Bleichegut. Ursprünglich gehörte der Korporation Forren das ganze Bleichegelände bis zum Kanal, ehe Jakob Wyser auf der Bleiche 1628 "ein stuckh gmeinmerkh" hinter seinem Haus kaufte. Die zwei links oben eingezeichneten Bachläufe sind nicht weiter bekannt. Im Gegensatz zu Plänen aus dem Ancien Regime handelt es sich beim Forren-Plan um eine nach wissenschaftlichen Methoden gezeichnete Karte. Links unten gibt der Geometer den Massstab an: "Verjüngter Maas Stab von 60 Stangen oder Feld Ruothen, deren eine 10 geometrische Schuh und 4 gemeine Schritt aus macht". Ein Rute entspricht 3 Metern, der Massstab beträgt also rund 1:1000.

Der Plan ist betitelt mit "Geometrischer Grund Ris von der Gemeindt Forren dis ehmohligen Kanton Appentzell Innerroden". Tatsächlich bildete Innerrhoden in der Periode der Helvetischen Republik zusammen mit Ausserrhoden und dem nördlichen St. Gallen den Kanton Sämptis. Geometer Feurer zeichnete zur gleichen Zeit einen Plan des Gemeinmerks der Appenzeller Stiftung Ried. Es ist also wahrscheinlich, dass die Vermessungsarbeiten auf Drängen der helvetischen Behörden an die Hand genommen wurden. Beide Allmenden wurden auf Anweisung in einzelne kleine Brachen zur individuellen Nutzung aufgeteilt. Im Fall der Forren hat Geometer Feurer insgesamt 236 Anteile eingezeichnet. Ziel dieser Bestrebungen war - ganz im Sinne der französischen Revolution - die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung für möglichst breite Volksschichten.

Geschichte:

Beim 1615 erstmals erwähnten Gemeinmerk Korporation Forren handelt es sich um eine Allmendgenossenschaft. Neben der Forren existierten in Appenzell Innerrhoden eine ganze Reihe weiterer Allmendgenossenschaften, innerrhoderisch "Gmämeker" (Gemeinmerker = die gemeinsamen Marken) genannt, so die Gemeinmerke Mendle und Mettlen sowie die Korporation Stiftung Ried. Das Gemeinmerk Forren war traditionell eher eine Genossenschaft der besser gestellten Leute. Dies im Gegensatz zur Korporation Stiftung Ried, welche vornehmlich den unteren sozialen Schichten diente. Vermutlich auf Druck der helvetischen Behörden beschlossen Forren- und Riedgemeinde im Jahr 1800, ihr Areal aufzuteilen. Die Forren wurde in 236 Brachen zu zirka zehn bis zwölf Aren parzelliert und den Anteilhabern zur individuellen Nutzung überlassen. Die damals erlassene Vorschrift, der Boden sei zwecks Sicherung der Lebensmittelversorgung mit Getreide und Kartoffeln zu bepflanzen, stiess jedoch auf wenig Gegenliebe. Nach dem Ende der napoleonischen Ära gingen die Nutzer ziemlich bald zur Graswirtschaft über. Noch zweimal erlebte die Forren eine Umstellung auf Ackerbau. Während den beiden Weltkriegen wurden grössere Teile mit Kartoffeln, Getreide und Gemüse bepflanzt.

Das Ende der alten Forrengemeinde mit ihrer gemeinschaftlichen Allmendnutzung kam am Ende der grossen Weltwirtschaftskrise. Um Beschäftigung für Arbeitslose zu finden und um einigen Bauernfamilien eine tragfähige Existenz zu schaffen, beschloss die Forrengemeinde 1936, eine Melioration durchzuführen. 1937/38 wurde der Boden entwässert und frisches Wiesland angesäht. 1938/39 entstanden als Notstandsarbeit vier identische Bauernhäuser nach Plänen der Schweizerischen Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Landwirtschaft. Die vier neuen Heimeten wurden samt zugehörigem Boden an einzelne Familien verpachtet. Auch andere Teile der ehemaligen Allmend fanden im 20. Jahrhundert individuelle Nutzungen. So überliess die Forrengemeinde 1938 das Forrenwäldli unentgeltlich einem Initiativkomitee zum Bau einer Badeanstalt. Die 'Forrenbadi' konnte im Juni 1939 der Öffentlichkeit übergeben werden. Seit 1958 ist ein Teil der ehemaligen Allmend mit Einfamilienhäusern überbaut worden. Oberhalb von Appenzell entstand das 'Forrendörfli' als neues Quartier. Dieses zählte schon Anfang der 1980er-Jahre rund 120 Häuser.

Autor: Stephan Heuscher, Appenzell

Literatur:

Sutter, Carl: Die Korporation Forren. In: Innerrhoder Geschichtsfreund 25 (1981), S. 24-54

Tags:

Karte, Appenzell Innerrhoden, Landwirtschaft, Schwende, Plan, Allmend, Korporation, Gemeinmerk, Forren, Anbauschlacht, Plan Wahlen, Bleiche Appenzell, Johannes Feurer , Vermessungswesen

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