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Titel:

Bekannte Kurgäste im Heinrichsbad

Thema: Wirtschaft

Ort: Herisau    (Karte anzeigen)

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Datum: --.--.1886

Masse: 24 x 33 cm

Standort: Gemeindearchiv Herisau, B.6-029-011

Urheber/-in:

Beschreibung:

Nicht nur der württembergische König Wilhelm, auch sonstige illustre Gäste weilten im Heinrichsbad in Herisau. Die Kurgäste auf dem auf Karton aufgezogenen Foto posieren im ausgedehnten Park der Kuranstalt um einen Gartentisch für den unbekannten Fotografen. Die Nummern unter dem Foto verweisen auf eine rückseitig befindliche Namensliste. Stehend der Fünfte von links ist der Leiter des christlichen Kurhauses Heinrichsbad von 1873-1892, Pfarrer Rudolf Wenger (1831-1899), der mit der Basler Mission eng verbunden war. Seine Tochter Elise (stehend, 4. von links) und Frau Altwegg-Oser (sitzend, 1. von links) sind ebenfalls Herisauerinnen.

Als Gäste erscheinen links aussen Baron Palle Adam Rosenkrantz, dänischer Krimiautor (1867-1941) neben Familie Von Moltke: Graf Helmut der Jüngere (1848-1916), seit 1882 Adjutant seines gleichnamigen Onkels, des preussischen Generalmajors, später Chef des deutschen Generalstabs mit Gattin Eliza (1859-1932) und Sohn Friedrich (Nr. 6). Auch Pfarrer Langenfass (Nr. 14) war mit Frau (Nr. 12) und Sohn Christfried (Nr. 11) hier zur Kur. Pfarrer Pfeiffer (möglicherweise 1837-1902, Initiant sozialer Einrichtungen in Cracau bei Magdeburg) und Herr cand. Matthiessen (rechts aussen) ergänzen das Gruppenbild der zahlreichen Damen, deren Nachname nur genannt ist.

Geschichte:

Das 1824 errichtete stattliche Heinrichsbad nutzte eine schon seit Jahrhunderten bekannte Mineralquelle; propagiert wurden Wasser-, Molken- und Milchkuren besonders mit Eselsmilch. Der international gute Ruf führte 1826 sogar den König von Württemberg hierher. Nach einer Phase des Niedergangs unter wechselnden Besitzern erfolgte die Umwandlung in eine Erholungsstätte für Körper und Geist: Das „christliche Heinrichsbad“ unter der Leitung von Persönlichkeiten aus Bern, Winterthur, Schaffhausen, Basel, Zürich und Herisau, später auch aus Stettin, nahm 1873 seinen Betrieb auf. Erster geistlicher Leiter war der reformierte Pfarrer Rudolf Wenger aus dem Kanton Bern. 1875 wurde eine Kapelle errichtet, 1882 wurden Kochkurse unter Leitung von Fräulein Luise Büchi initiiert.

Jährlich suchten durchschnittlich 700 Personen das Heinrichsbad auf, manche waren Ganzjahresgäste. Es waren zumeist Schweizer, Deutsche, aber auch Holländer, Engländer, Russen oder gar Gäste aus Übersee. 1880 beispielsweise verteilten sie sich wie folgt: Schweiz 251, Württemberg 105, Preussen 101, Bayern 30, Holland 23, England 20, Baden 17, Elsass 12, Russland 11, Sachsen 6, Österreich 6, Hannover 5, Mecklenburg 3, Brauschweig 2, Italien 2, Dänemark 1, Schweden 1. Ja sogar aus Indien (3), China (2), Nordamerika (2) und Palästina (1) kamen sie. 1891 wird voller Stolz berichtet: „Alle fünf Weltteile waren in unserem Haus vertreten und anfangs Winter wurde an unserem Tisch schweizerdeutsch und hochdeutsch, französisch, italienisch, englisch, holländisch, russisch, neugriechisch, chinesisch und Tschi [Sprache in Ghana, ehemals Britisch-Westafrika] gesprochen.“

Literatur:

Baun, Friedrich: Das Heinrichsbad im Appenzellerland. Herisau 1908

Heinrich Walle: Moltke Helmuth. In: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 18. Berlin 1997, S. 17 f.

http://forum.genealogy.net/index.php?page=Thread&threadID=58850 (2015-01-08)

http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Adolf_Pfeiffer (2015-01-08)

http://de.wikipedia.org/wiki/Rosenkrantz (2015-01-08)

Tags:

Herisau, Fotografie, Bildliche Darstellung, Religion, Kirche, Kurort, Tourismus, Kurhaus, Pfarrer Rudolf Wenger

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