Zeitzeugnisse

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Titel:

Tradition und Offenheit an der Expo 64

Thema: Kultur

Ort: Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden

Datum: 10.07.1964

Masse: 10 x 15 cm

Standort: Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, Je.30-11

Urheber/-in: «FotoExpress», Hans Waldburger, Herisau

Beschreibung:

Impressionen vom Appenzeller Kantonaltag an der Expo 64. Oben: Ausschnitt aus dem Umzug durch die Stadt Lausanne mit internationaler Kindergruppe vom Pestalozzidorf in Trogen. Unten: Schlussbild «Sennenball» mit den bekanntesten Volksmusikanten und Hierig-Paaren des in der Festhalle ausgetragenen Heimatabends.
 

Geschichte:

Der 10. Juli 1964 war der Tag der Appenzeller. Der besondere Erfolg ihres Auftritts an der Expo in Lausanne wurde übereinstimmend darauf zurückgeführt, dass sie an der im Unterschied zur Landi 1939 eher als abstrakt und auf Anhieb nicht ohne weiteres zugänglichen Expo «dem Gemüt eine dominierende Rolle einräumten».

Für die über 600 am Kantonaltag beteiligten und zumeist noch nicht sehr reisegewohnten Appenzellerinnen und Appenzeller war schon die Anfahrt nach Lausanne mit einer Sonderkomposition der Bodensee-Toggenburg-Bahn ein besonderes Erlebnis, obwohl sie teilweise bereits um 4 Uhr aus den Federn mussten.

Der Umzug setzte unter dem Motto «Kurz ist nicht klein» voll auf das Brauchtum und auf die vielen (barfüssigen) Kinder und lockte rund 30 000 Schaulustige an. Im Unterschied zu anderen Kantonen erwies man den Gastgebern mit Transparenten wie «Vive l’Expo» und «Merci Lausanne» die Reverenz. «Voici les deux Appenzells» hiess es auf der Eröffnungstafel mit dem Doppelwappen der beiden Stände. Den Appenzellern wurde gesamtschweizerisch zugutegehalten, dass ausgerechnet sie Ausländer mit eigenen Auftritten am Umzug und Festspiel partizipieren liessen, nämlich italienische Gastarbeiter, Kinder zahlreicher Nationen aus dem Pestalozzidorf in Trogen und die Tibeterkolonie in Waldstatt. Es gab einen Behördenempfang auf Schloss Vidy, auf einen offiziellen Akt mit Reden aber verzichteten die Appenzeller und bildeten dabei eine grosse Ausnahme, was beim Gastgeber wohlwollend vermerkt wurde.

Erstmals seit der Eröffnung der Expo war die 3700 Personen Platz bietende Festhalle für ein Programm eines Kantonaltages ausverkauft. Mehr als 1000 Interessierte (darunter auch eigens angereiste Appenzeller) fanden zu ihrer tiefen Enttäuschung keinen Einlass mehr. Der Heimatabend wurde zu einem Erfolg, wie man es gemäss den übereinstimmenden Erinnerungen von Zeitzeugen und den Medienberichten noch nie erlebt hatte. Frenetischer Applaus, Stampfen und Schreien begleiteten die letzten Bilder des Sennenballs mit Mölirad, Hierig, Talerschwingen, Zauren und anderen typisch appenzellischen Folkloredarbietungen. Das Festspiel war vom Lokaljournalisten Walter Koller, Appenzell, und Hans Schläpfer, Herisau, konzipiert worden. Eingebaut waren eine tiefen Eindruck hinterlassende Fronleichnamsprozession mit den Festtagstrachten, die Stoss-Wallfahrt, ein Ausschnitt aus einer Landsgemeinde mit inner- und ausserrhodischen Elementen, die Darstellung von historischen Ereignissen wie dem Kampf gegen die Äbtischen und Österreicher sowie die Landteilung mit einfachen, aber bühnenwirksamen Mitteln. Gezeigt wurden auch typische Wirtschaftszweige wie Stickerei und Seidenbeutelweberei, der Molkenkur-Tourismus und humorvoll präsentierte Naturärzte. Als Zeichen der Überwindung des Grabens der Sprachgrenze wurde der Teufner Brückenbauer Hans Ulrich Grubenmann eingesetzt. Mit zum Erfolg beigetragen hat als roter Faden der Auftritt einer Schulklasse, die in Form einer staatsbürgerlichen Französisch-Stunde das Geschehen auf der Bühne kommentierte und für die Gastgeber aus Lausanne übersetzte.

Autor: Hanspeter Strebel, St. Gallen

Literatur:

Quellen:
Appenzeller Volksfreund (12.07.1964).

StAAR, Je.30-11 Expo64-Album.

StAAR, Me.1-90 Dokumentation Landesaustellungen.

Literatur:
Cordey, Pierre et al.: Das Buch der Expo. Erinnerungsbuch der Schweizerischen Landesausstellung. Bern, Lausanne 1964.

Moosbrugger, Bernhard. Weigner, Gladys: Das Erlebnis der Expo – die Schweiz heute und morgen. Olten 1964.

Witschi, Peter: Appenzeller Kantonaltage an Landessausstellungen – von der Landi zur Expo.02. In: Appenzeller Kalender 2003 (2002), S. 53–59.


 

Tags:

Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Fotografie, Musik, Theater, Landesausstellung, Lausanne, Expo, Tanz, Pestalozzidorf, Tibeterkolonie

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