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Titel:

Militärsocken in Heimarbeit

Thema: Wirtschaft

Ort: Schönengrund    (Karte anzeigen)

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Datum: 09.02.1943

Masse: 29.7 x 21 cm

Standort: Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden, StAAR D.002-5-154

Urheber/-in: Arbeitsamt Appenzell Ausserrhoden

Beschreibung:

Anfang Februar 1943 reichte die als Ausgabestelle für rund ein Dutzend Heimarbeiterinnen wirkende Ferggerin M. Frehner-Imholz ihre offizielle Anmeldung beim kantonalen Fabrikinspektorat ein. Im Auftrag der Hinterländer Zentralstelle des Schweizerischen Verbandes für Heimarbeit konnte sie kleine Aufträge für „aus Wolle gestrickte Militärsocken und Handschuhe“ vermitteln. Diese Zentralstelle wurde von Frau Dr. Andrée Auer-Tanner in Herisau betreut. Wie im Formularkopf vermerkt, gab das „Bundesgesetz über die Heimarbeit“ vom 12. Dezember 1940 den Ausschlag für die Anmeldung. Gesammelt wurden diese und viele weitere Heimarbeit-Anmeldungen bei der kantonalen Fabrikkontrollstelle. Zu deren Aufgaben gehörte die Führung des Registers der Arbeitgeber und Fergger, welche Heimarbeiter und Heimarbeiterinnen beschäftigten.
 

Geschichte:

Das Dokument entstand in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als das Militär grossen Bedarf an Strickwaren hatte. Die 1929 von Clara Nef (1885–1983) gegründete Frauenzentrale von Appenzell Ausserrhoden war seit 1939 dafür besorgt, dass viele dieser Wollsachen in der Region angefertigt werden konnten. Allein 1942/1943 bestanden im Kanton 20 allesamt von Frauen betreute Ausgabestellen für die Produktion von Socken und Handschuhen. Neben Frau Frehner-Imholz in Schönengrund gehörten etwa auch Katharina Stricker in Stein, Martha Lanker in Grub oder Marie Willi in Gais zum grossen Kreis der Ausserrhoder Ferggerinnen. Wie die meisten ihrer Kolleginnen waren sie aktive Mitglieder von lokalen Frauenvereinen, die der kantonalen Frauenzentrale angehörten. Andrée Auer-Tanner, die Leiterin der Zentralstelle für das Hinterland und zugleich Vorstandmitglied der Frauenzentrale, war die Ehefrau des ebenfalls sozial engagierten Herisauer Advokaten und Politikers Dr. Joachim Auer (1906-2005). Die Militärsockenproduktion war eine der vom 1931 gegründeten Schweizerischen Verband für Heimarbeit (SVH) mitgetragenen Massnahmen zur Förderung der Berg- und Randregionen. Was 1939 dank intensiver Bemühungen von Clara Nef  begonnen hatte, lebte noch Jahrzehnte fort. Das später im Auftrag der Gruppe für Rüstungsdienste abgewickelte Projekt Militärsocken mit Produktionsschwerpunkten in Waldstatt, Urnäsch und Schönengrund hatte bis 1994 Bestand.

Autor: Peter Witschi, Herisau

Literatur:

Spirig, Jolanda: Von Bubenhosen und Bildungsgutscheinen – Die Frauenzentrale Appenzell Ausserrhoden 1929-2004. Herisau 2004.

StAAR, D.002-5 Fabrikinspektorat, Heimarbeitregister 1942-1946.

StAAR, Na.17 Kantonale Gesetzessammlung.

StAAR, Pa.029-16 Frauenzentrale AR, Heimarbeit 1930-1995.

Wernli, Jürg: Nachruf Joachim Auer-Tanner (1906-2005). In: Appenzellische Jahrbücher 133/2005, S.202-203.

 

Tags:

gedruckt, Zweiter Weltkrieg, Heimarbeit, Schönengrund, Frauen

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