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Titel:

Stolze Appenzeller Automobilbesitzer in Hundwil

Thema: Leute

Ort: Hundwil    (Karte anzeigen)

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Datum: --.--.1961

Masse: 16mm

Standort: Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden

Urheber/-in: Signer, Stefan

Beschreibung:

Der Film dokumentiert ein Geschicklichkeitsfahren des TCS Appenzell Ausserrhoden, bei dem verschiedene Posten zu passieren waren. Gestartet wurde beim Landsgemeindeplatz Hundwil und der Zieleingang lag bei einem Bergsee in der Nähe von Wildhaus. Teilnahmeberechtigt waren die männlichen und weiblichen Mitglieder des TCS mit ihren Familien.

Bezüglich der Fahrzeuge war alles Motorisierte zugelassen; auch eine Vespa mit der Startnummer 1. Entscheidend war nicht die Geschwindigkeit, sondern die Fähigkeit, Karten zu lesen und Stationen anzupeilen. Die Autos mussten „rundum“ funktionstüchtig sein (Fahrzeugkontrolle mit Blinkertest, Lichttest, Reifenprüfung etc.). Das Ganze war als Familienausflug angelegt.

Die stolzen appenzellischen Fahrzeugbesitzerinnen und -besitzer präsentierten ihre Errungenschaften. Den Abschluss bildete ein kollektives Wurst-Braten mit Kind und Kegel im schönen Toggenburg. Die Rückreise gestaltete sich individuell.

Den Filmausschnitt hat Stefan Signer aufgezeichnet, dessen Vater (ebenfalls Stefan Signer) zur Gründergeneration der TCS-Sektion Appenzell Ausserrhoden gehörte. Mitte der 1950er Jahre war er Vize-Präsident der Sektion, Präsident war Rechtsanwalt Hans Eggenberger aus Speicher. Signer wurde Unterhaltungschef des TCS und organisierte als solcher  im Casino Herisau jährlich ein Variété. In den 1950er Jahren stand ihm einmal ein Budget von 2700 Franken für einen Variété-Anlass zur Verfügung; das war luxuriös.

Der TCS gehörte zu den finanzkräftigsten Vereinen des Kantons und konnte sich einiges leisten. Mitglieder waren die Automobil- und Motorradbesitzer; damals die Elite des Kantons, wie Signer festhält. Das Filmzeugnis dokumentiert den Aufschwung des privaten Automobilbesitzes und den Luxus der wachsenden Mobilität und Unabhängigkeit in den beginnenden 1960er Jahren bei einem ländlichen Bürgertum. Als Unterhaltungschef war Signer ferner auch verantwortlich für das Publikationsorgan des TCS, das sogenannte „Cluborgan TCS Sektion Appenzell A.Rh.“, das 1956 erstmals erschien. Es wurde zunächst bei Schläpfer in Waldstatt gedruckt, der seinerseits beim Inseratesammeln mithalf, später bei Schläpfer Herisau und im Medienhaus.

Geschichte:

Der 1896 gegründete Touring-Club der Schweiz (TCS) markiert den Anfang der schweizerischen Automobilverbände. Der TCS verstand sich ursprünglich als Radfahrerorganisation. Erst 1911 bildete sich eine Automobil-Sektion, die den TCS seither dominiert. Nach 1920 gründete der TCS Sektionen und Geschäftsstellen in der ganzen Schweiz. Die nach dem Zweiten Weltkrieg boomartige Motorisierung kräftigte die Akzeptanz und die Stellung der Automobilverbände. Der TCS verzehnfachte zwischen 1950 und 1990 seine Mitgliedzahl auf über 1,2 Mio. Heute zählt der TCS als Non-Profit-Organisation 1,6 Mio Mitglieder und stellt in den Bereichen Personen- und Fahrzeugassistance die wichtigste Organisation in der Schweiz.

Viele Dienstleistungen wurden und werden durch den TCS geboten, so z.B. Training zur Verkehrssicherheit , Pannenhilfe, Zollformalitäten, technischer und juristischer Beistand, Informationsbulletins, Campingplätze, Rückrufzentralen und Ausstellungen.

1927 wurde die Sektion St.Gallen-Appenzell gegründet, sie zählte damals 506 Mitglieder. Die Sektion St.Gallen-Appenzell gab sich föderalistische Strukturen und bildete sieben Ortsgruppen, so auch die Ortsgruppe Ausserrhoden. 1951 wurde in Heiden ein Loslösungskomitee gebildet, weil sich die Ausserrhoder von der Sektion St.Gallen-Appenzell lösen und als eigenständige Sektion Appenzell A. Rh. bestehen wollten. Die Zentralstatuten des TCS Schweiz erlaubten mindestens eine Sektion pro Kanton, weshalb der Zentralsitz in Genf den Ausserrhodern grünes Licht gab. 1953 wurde im Hotel Landhaus in Herisau die Loslösung von der Sektion St. Gallen-Appenzell besiegelt.

Die TCS-Sektion Appenzell A. Rh. entwickelte viele Aktivitäten und wurde im Bereich der Verkehrserziehung aktiv. Die Sektion hatte 1953 festgestellt, dass seit vielen Jahren in keiner der Gemeinden des Kantons, ausgenommen Urnäsch, eine Verkehrserziehung in den Schulen betrieben wurde. Im Jubiläumsjahr 2003 zählte die Ausserrhoder TCS-Sektion rund 9000 Mitglieder. 2008 hatte die TCS-Sektion Appenzell A. Rh. ihr Bulletin „Cluborgan TCS Sektion Appenzell A.Rh.“ aufgeben müssen. Seither werden ihre Mitteilungen und Berichte im „Kontakt“ publiziert, der Zeitschrift der Sektion St.-Gallen-Appenzell I.Rh.

 Autorin: Nina Sonderegger, Speicher

Chronologie:

1896 Gründung des TCS Schweiz

1927 Gründung der TCS Sektion St. Gallen-Appenzell

1929 Gründung der Ortsgruppe Ausserrhoden

1951 Gründung des Loslösungskomitee

1953 Gründung der Sektion Appenzell A. Rh.

1956 Erstellen des „Cluborgan TCS Sektion Appenzell A.Rh.“

2003 50-jähriges Jubiläum der TCS Sektion Appenzell A. Rh.

2008 Die Mitteilungen der zwei Sektionen St. Gallen-Appenzell und Appenzell A. Rh erscheinen im "Kontakt", dem Informationsbulletin der Sektion St. Gallen-Appenzell I. Rh.

Literatur:

Bieri, René: Der Kampf um die Selbständigkeit. 19. April 1953 - Das Gründungsdatum einer eigenständigen TCS-Sektion Appenzell Ausserrhoden. In: 50 Jahre TCS Appenzell A.Rh. 1953-2003 (2003), S. 8-15.

Frey, Thomas: Automobilverbände. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.05.2006. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16476.php (23.01.2012).

"Kontakt" - jetzt auch mit Ausserrhoden. In: Kontakt. St. Gallen-Appenzell I. Rh. Appenzell A. Rh. Nr. 1, 31. Januar 2008.

TCS Touring Club Schweiz. http://www.tcs.ch/main/de/home.html (23.01.2012).

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