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Titel:

Himmelbett des Ehepaars Manser-Schai

Thema: Leute

Ort: Rüte    (Karte anzeigen)

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Datum: --.--.1776

Masse: 204 x 175 x 196 cm

Standort: Museum Appenzell

Urheber/-in: Carl Anton Eugster

Beschreibung:

Prachtvoll bemaltes Himmelbett im Rokoko-Stil mit Vasen und der Jahrzahl 1776 an der Fusslade sowie Fantasielandschaften auf den Schragen. Auf der Innenseite des Kopfteils werden die Besitzer genannt: "Herr Joseph Antoni Mansser Bläichi-Mäister und Frau Anna Maria Schäyin". Darunter Halbfiguren der Namenspatrone der Eheleute: Heiliger Josef mit Jesuskind und Heilige Anna zusammen mit Maria. Auf der Unterseite des Himmels eine Darstellung der Marienkrönung. Aufgrund der stilistischen Eigenheiten werden die Malereien dem Oberegger Künstler Carl Anton Eugster (1713-nach 1779)  zugeschrieben.

Geschichte:

Josef Anton Maria Manser (1754-1813) war Besitzer der Bleiche in Appenzell, deren wundervoll bemalte Fassaden heute noch zu bewundern sind. Seine Familie war 1743 durch Heirat in den Besitz des Betriebes gekommen, der seit 1604 ohne Unterbrechung bestand. Nach dem Tod des Vaters (1772) übernahm Manser die Leitung und verheiratete sich am 22. Februar 1775 mit Anna Maria Gregoria Schai (1751-1786), derTochter des damaligen Landessäckelmeisters. Am 8. Februar 1776 wurden den jungen Leuten ein Mädchen namens Anna Maria Josefa Manser geboren, 'Bleiche-Amereieli' (gest. 1838). Im gleichen Jahr lieferte ihnen der Kunstmaler Carl Anton Eugster das prachtvolle Ehebett, welches sich heute im Museum Appenzell befindet.

Neben seiner Tätigkeit in der Bleiche wirkte Josef Anton Maria Manser auch als Spitalmeister (1782-1788) und Landesbauherr (1788-1802). Seine politische Laufbahn zog sich über die Umbruchszeit der Helvetik hinaus. 1802 vertrat er Innerrhoden an der Notabeln-Versammlung in Bern, welche die Verfassung von 1801 zu prüfen hatte und 1810-1812 war er regierender Landammann. Unter den Mansers (Vater und Sohn) scheint der Bleichebetrieb, der im übrigen eine recht wechselvolle Geschichte aufweist, gewinnbringend gewesen zu sein. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden zeitweilig gegen 3000 Leinwandtücher, Stauche, Mousselins und Cambrays gebleicht, vor allem für die Handelshäuser Zellweger in Trogen und Bartholome Thörig in Herisau. Dementsprechend konnten es sich die Mansers leisten, ihr Anwesen zu verschönern. Um 1750 erfolgte der Bau des neuen Wohnhauses und 1756 wurde die Fassade des alten Wohnhauses mit Malereien versehen. Die jüngere Generation der Manser liess sich auch in Ölgemälden porträtieren, ein Ausdruck des stolzen Selbstbewusstseins einer verbürgerlichten Familie der Oberschicht. Das Ehebett von 1776 kam übrigens Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer besonderen Ehre: Anlässlich des Trachtenfests in Appenzell 1924 wurde es beim grossen Umzug zur Darstellung des ländlichen Lebens mitgetragen.

Autor: Stephan Heuscher, Appenzell

Literatur:

Bodmer, Walter: Appenzell als Wirtschafts- und Leinwandplatz. In: Innerhoder Geschichtsfreund 18 (1973), S. 15-29

Fischer, Rainald: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Innerrhoden. Basel 1984 (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 74), S. 378-381

Grosser, Hermann. Hangartner, Norbert: Appenzeller Geschichte, Bd. 3: Appenzell Innerrhoden von der Landteilung 1597 bis ins 20. Jahrhundert. Herisau, Appenzell 1993, S. 188-193

Rusch, Carl: Die alten Wassermühlen in Appenzell Innerrhoden. Appenzell 1987, S. 33-39

Signer, Jakob: Chronik der Appenzell Innerrhoder Liegenschaften. In: Appenzellische Geschichtsblätter, Nr. 8-10, April-Juni 1949

Tags:

Appenzell, Möbel, Lebensform, Rüte, Bett, Lebensstil, Lebensweise, Wohnen, Bleiche, Innerhoden

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