Zeitzeugnisse

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Titel:

Brotkarte

Thema: Politik

Ort: Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden    (Karte anzeigen)

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Datum: --.10.1918

Masse: 14,8 x 10,1 cm

Standort: Landesarchiv Appenzell Innerrhoden, K.IX.d

Urheber/-in: Eidgenössisches Kriegsernährungsamt

Beschreibung:

Brotkarte zum Bezug von rationiertem Brot, Mehl und anderen Backwaren gültig vom 1. bis 31. Oktober 1918. Solche Karten wurden während des Ersten Weltkriegs in der ganzen Schweiz an die Bevölkerung verteilt und deshalb dreisprachig abgefasst. Die einzelnen Rationierungs-Coupons sind perforiert und mussten beim Bezahlen in den Bäckereien abgegeben werden. So wurde verhindert, dass besser gestellte Familien die Regale leer kauften, während für Leute in einfachen Verhältnissen nichts übrig blieb.

Geschichte:

Infolge mangelhafter Vorbereitung kam es während des Ersten Weltkriegs in der Schweiz zu einer spürbaren Versorgungskrise. Die Behörden hatten es versäumt, rechtzeitig Massnahmen zur wirtschaftlichen Landesversorgung zu ergreifen. Erst ab März 1917 begannen die Kantone Reis und Zucker, später Mais, Teigwaren, Hafer und Gerste zu rationieren. Im Oktober folgte die landesweite Rationierung von Brot und Mehl, im März 1918 von Butter, Fett und Öl, im Juni von Käse und im Juli von Milch. Beim Fleisch versuchte man es mit zwei fleischlosen Tagen pro Woche vom März bis Juni 1917. Der Entscheid zur Schaffung eines eidgenössischen Ernährungsamtes fiel im September 1918. Die zögerlichen Schritte konnten nicht verhindern, dass der Markt für viele Lebensmittel-Produkte aus dem Gleichgewicht geriet. Die Folge war eine massive Inflation. Der Landesindex der Konsumentenpreise stieg zwischen 1914 und 1919 von 100 auf 250 Punkte. Vor allem ärmere Arbeiterfamilien traf diese Entwicklung hart. Es herrschte ein verbreiteter Ernährungsnotstand. Lücken in der Versorgung mit Rohstoffen versuchte man ab Herbst 1916 mit Zentralstellen (Baumwoll-, Eisen-, Kohlenzentrale) zu überbrücken. Eine bescheidene Abteilung für industrielle Kriegswirtschaft nahm ihre Tätigkeit im Juli 1917 auf. Ihre Sektionen überwachten, ergänzten oder ersetzten die Zentralen. Die Massnahmen wurden zwischen September 1919 und April 1920 aufgehoben.

 Autor: Stephan Heuscher, Appenzell

Literatur:

Degen, Bernard: Rationierung. In: HLS. Version 02.08.2010. URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13782.php (04.02.2014)

Tags:

Sachquelle, Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden, Rationierung, 1. Weltkrieg, Kriegswirtschaft, Landesversorgung

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