Zeitzeugnisse

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Titel:

Appenzeller Ski Marke Alpstein

Thema: Wirtschaft

Ort: Teufen    (Karte anzeigen)

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Datum: --.09.1954

Masse: 6 x 6 cm

Standort: Ortsgeschichtliche Sammlung Teufen, Ha.38

Urheber/-in:

Beschreibung:

Firmeninhaber Fritz Christen-Koller an der Gewerbeausstellung «Teufen schaffendes Dorf» im September 1954. An der Wand eine Übersicht über alle seit der Firmengründung produzierten Skimodelle.
 

Geschichte:

Stolz demonstriert an der Teufner Gewerbeausstellung von 1954 der Inhaber der Wagnerei Christen die Elastizität seiner Skis. Er verschweigt jedoch, dass er die Neuerungen in der damaligen Umbruchzeit im Skibau nicht mitmachen konnte. Mit seiner «Marke Alpstein» verschwand wenig später die Skiproduktion aus dem Appenzellerland. Lokale Gewerbeausstellungen bilden bis heute wichtige Fenster für die Präsentation der Leistungskraft des einheimischen Schaffens. Rekordjahr war 2009 mit Gewerbeschauen in Bühler, Heiden, Herisau, Oberegg, Schwellbrunn, Stein, Teufen und Waldstatt.

Um 1920 sah das Angebot für Erwachsene der «Ski-Fabrikation Marke Alpstein v. J. Christen» wie folgt aus: Einfache, flache Eschenski waren je nach Länge für Fr. 20.50 bis Fr. 27.– zu haben. Modelle mit gekehlter Oberfläche waren mindestens 8 Franken teurer. Es gab sie aus Eschen- oder Hickoryholz in den Ausführungen «I. Qualität» und «Auslese». Hickory-Skis waren gut 25 % teurer. Produziert wurden Skilängen von 190 bis 230 cm. Neben Alpinskis fabrizierte Christen auch Sprung- und Langlaufskis.

Gründer der Teufner Skifabrik war der aus Wynigen (BE) stammende Wagner Johannes Christen-Seiz (1865–1953). Er übernahm 1892 die Wagnerei Löffel in der Unteren Schwendi in Teufen. Wie andere Berufskollegen erkannte er das Potenzial des neuen Wintersports und nahm 1902 die Skifabrikation auf. Für seine «Marke Alpstein» verwendete er zunächst Eschenholz, später auch das elastischere, zähe Hickory, eine Walnussart aus Nordamerika. Er gehörte zu den ersten Skiherstellern in der Ostschweiz. Im selben Jahr stieg auch Forrer in Stein (SG) mit der «Marke Säntis» in die neue Branche ein. Später folgten Ammann in Herisau («Marke Kronberg») und Sutter in Alt St. Johann («Marke Churfirsten»). In der Schweiz gab es in den vergangenen 100 Jahren mehr als 95 skiproduzierende Wagnereien.
Sohn Fritz Christen-Koller (1900–1981) erweiterte nach 1945 das Angebot um den Verkauf von modernen, verleimten Spezialskis anderer Hersteller wie Regulus oder Schwendener. Die technischen Innovationen im Skibau machte er selber nicht mit. 1960 gab er die Eigenproduktion auf.

Die Appenzeller Voralpenhügel gehörten zu den Gebieten, wo sich der ab 1893 in der Schweiz aufkommende Skisport früh etablierte. Sie waren perfekt auf die Skitechnik der Pionierzeit zugeschnitten. Schon kurz nach 1900 warben die Gemeinden Heiden und Speicher mit Plakaten für das neue Wintervergnügen. 1908 erfolgte die Gründung des «Ski- und Rhodel-Club Heiden», dessen Hauptzweck ganz auf der Linie der damaligen Lebensreformbewegung lag. Er wollte «die Menschen aus der winterlichen Zurückgezogenheit der Stuben hinaus in den frostklingenden Wald, auf die Höhen von St. Anton, Tanne, Gupf und Kayen weisen», ihnen das «Wandern und Umherstreifen in der winterlichen Landschaft» beliebt machen, damit sie auch im Winter «gebräunte Gesichter und neue Lebensfreude» hätten. Schon bald gab es in verschiedenen Appenzeller Gemeinden Skischulen und Sprungschanzen. 1944 wurde in Urnäsch ein erster  Skilift erstellt.

Neben den Kantonalausstellungen fanden und finden auch immer wieder Gewerbeschauen in einzelnen Gemeinden statt, etwa in Teufen 1929 mit einer Gewerbe- und Landwirtschaftsprodukte-Schau, 1941 mit einer Weihnachtsausstellung, 1954 und 1989 mit den Ausstellungen «Teufen schaffendes Dorf» und «Lebe ond schaffe z‘Tüüfe» sowie 1998 und 2009 mit weiteren Leistungsschauen.

Autor: Thomas Fuchs, Herisau

Literatur:

Quellen:
Ortsgeschichtliche Sammlung Teufen, G.145 Dossier Skifabrikation Christen, Gb.01 Archivfonds Gewerbeverein Teufen, Ha.04, Ha.11, Ha.12, Ha.38 Fotos Gewerbeausstellungen.

Privatarchiv Skiclub Heiden.

Literatur:
Appenzellische Jahrbücher 137 (2009/10), S. 102–173.

Fuchs, Thomas: Lutz-Sportartikel, die Marke mit dem Skispringer. In: Tüüfner Poscht 10 (2009), S. 24f.

Fuchs, Thomas: «Marke Alpstein» – Eschen-  und Hickory-Ski. In: Tüüfner Poscht 1 (2009), S. 20f.

Fuchs, Thomas: Ältestes Wintersportplakat. Das Appenzellerland gehörte zu den frühen Wintersportgebieten der Schweiz. In: SGTgbl (12.11.2007), S. 12.

 

Tags:

Fotografie, Teufen, Ausstellung, Gewerbe, Tourismus, Skifabrik

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